Von Bergen, Töchtern,
Schotter und einigen Kübeln
Übersicht: 1. Prolog
2. Vorbereitung 3. Grainau/Eibsee – Ehrwalder Alm
4. Ehrwalder Alm – Pfons 5. Pfons - Pfulters
6. Pfulters - Afing 7. Afing - Graun 8. Graun - Molveno
9. Molveno - Riva 10. Riva - Malcesine 11. Fazit
Prolog
Werfen wir einen Blick zurück in die dunkle Vergangenheit so irgendwann Ende des Jahres 1999 (?) oder Anfang 2000 (?), die keiner mehr
so richtig kennt. In dieser dunklen Jahreszeit saßen die Matschfinder in ihrem hellbeleuchteten Dopingzentrum bei dunklem Weizenbier und
schmiedeten Pläne für die Zukunft. Aus dem Nebel der Ideen begann ein Gedanke zu leuchten: Transalp! - Alpenüberquerung zum
Gardasee. Das wär’s Die Kühnheit dieses Gedankens führte prompt zu diversen Freudschen Fehlleistungen in Form von Orderung diverser isotonischer, dunkler Getränke.
Unser Führer erklärte sich bereit eine Route auszuarbeiten. Dieses Angebot wurde durch die Orderung diverser isotonischer, dunkler Getränke gebührend gewürdigt.
Stolz und von einem inneren Leuchten beflügelt, machte sich die Truppe auf, um durch die dunkle Nacht wieder nach Hause zu gehen und in den grauen Alltag einzutauchen.
Vorbereitung
Fortan hatten die Matschfinder immer ein großes Ziel vor Augen: Transalp! - Alpenüberquerung zum Gardasee.
Die wöchentlichen Samstags- und Dienstagstouren wurden so nach und nach länger. Alle Berge in der Umgebung wurden in regelmäßigen
Abständen, also eigentlich bei jeder Tour heimgesucht. Je nach Job, Urlaub, Familienstand und sonstigen Hobbys fuhr die Truppe bei
verschiedenen Veranstaltungen in der Umgebung mit, z.B. die Marathons in Lemberg/Pfalz, St. Wendel oder St. Ingbert. Die Mandelbacher Fahrradtage wurden besucht, wobei hier aber mehr der Besuch bei unserem Freund Albrecht (siehe Oberstdorftour 2000 und Vogesentour
2001), seines Zeichens Dorfbäcker, im Vordergrund stand, denn er verwöhnte uns jedes Mal mir einer riesigen Portion Pizzas.
Auch eigene Ausdauertouren wurden unternommen. So war für einen Teil der Truppe des Öfteren die Hohwaldhütte des DAV-Sektion Saar einen Tagesausflug wert.
Bikers Himmelfahrt in den Jahren 2000 bis 2003 führten uns nach Oberstdorf, die Vogesen, Thüringen und in den Schatten der Eigernordwand im Berner Oberland.
Ebenfalls zu erwähnen wäre noch die besonders flache Ausdauertour von Bikern an der Nahe aus, bei
der schon einmal vorsorglich der Transport der Bikes als Handgepäck trainiert wurde. Da so das
Transportieren der Räder mit Hilfe von Schienenfahrzeugen kostenlos und ohne Reservierung möglich ist.
Auch die Route nahm so langsam Konturen an. Als Termin wurde der Sommer 2003 ins Auge gefasst, was sich im Nachhinein als wahrer Glücksgriff erweisen sollte. Denn dieser Sommer war, wie
mittlerweile jeder weiß einfach genial: trocken, warm bis heiß und einfach nur schön.
Einerseits sollte sie für das erste Mal nicht all zu schwierig werden, aber eine Weicheier-durch-Täler-Tour sollte es auch nicht werden. Denn getreu dem Matschfindermotto: „Wir fahren über die Berge, nicht drumherum!“, sollte es schon über die Alpen gehen.
Als Startort wurde Garmisch-Partenkirchen auserkoren, da es gut mit der Bahn zu erreichen ist. Dann sollte es über Innsbruck, den Brenner
und den Alpenhauptkamm nach Bozen gehen. Von da am Kalterer See vorbei zum grandiosen Panorama der Brenta-Gruppe und letztendlich nach Riva am Gardasee.
Karten wurden studiert, Zugverbindungen gecheckt, Ausrüstungspläne erstellt. Rucksäcke wurden gefüllt und gewogen. Eine 7 kg-Füllung
war das Ziel. Zahnbürsten wurden abgesägt, Zahn- und Rasiercreme, Duschgel, Sitzcreme, Mineralien- und Energienachschub wurden portioniert.
Zu Beginn des Jahres 2003 wurde die Sache langsam festgeklopft. Sechs Biker der Truppe und zwei Gastfahrer hatten Zeit, Urlaub, keinen
darbenden Anhang oder schlechten Sex, da sie beim Prosten über Kreuz angestoßen hatten (und somit in jedem Fall Zeit), um diese Tour in Angriff zu nehmen. Eines Tages eröffnete uns Rennsemmel P.J., besser bekannt als „Isch saahn nix!“, dass die Möglichkeit
bestünde günstig an ein 9-sitziges Fahrzeug mit langem Radstand zu kommen. Interessiert lauschten die Biker und suchten nach einem geeigneten Chauffeur. Dieser
wurde schnell in M.K. gefunden. Quartiere wurden von unserem Führer nach einem ganz speziellen Gesichtspunkt
geordert: Sie mussten auf jeden Fall auf einem Berg liegen. Was sich im Nachhinein aber ebenfalls als Glücksgriff herausstellen sollte. Denn in der guten Höhenluft der
Berge gedeihen nicht nur Pflanzen, Kühe und Schafe besonders gut, sondern auch die Töchter der Gastronomen, die wir besuchten.
Dann stand die Tour. Vom 23.08. – 31.08. 03 sollte das Ereignis über die Bühne, bzw. über die Alpen, gehen. Ein
Probeverladen der Räder wurde zu aller Zufriedenheit am Rosengarten durchgeführt. Wobei hier wieder Oberbikestauer
P.K. das Sagen hatte. Die Übrigen halfen tatkräftig mit, der Eine mehr mit den Händen, der Andere mehr mit guten Ratschlägen.
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23.08.03 Grainau/Eibsee – Ehrwalder Alm (22,3 km, 1075 m auf, 528 m ab, 2:16 h)
Am Abend vorher wurden die Bikes, Werkzeug und Ersatzteile
verladen. Noch schnell wurde in ein zwei handliche Fläschchen geschaut, dann ging es voller Vorfreude zur vorläufig letzten Nacht nach Hause.
Morgens begann M.K. dann mit seinem Abholdienst und pünktlich machte sich die Truppe bei strahlendem Wetter auf den Weg gen Süden. Ohne Komplikationen wurde das Allgäu
erreicht. An der Zufahrtsstraße zum Eibsee fand sich ein geeignetes Plätzchen zur Aufrüstung der Räder und zum
endgültigem Beginn der Matschfinder-Transalp 2003. Bikes, Rucksäcke, Verpflegung und Getränke wurden gescheckt. Unser Chauffeur bekam unsere Nachtausrüstung in seinen Rucksack gepackt, denn die musste er mit der Seilbahn zu unserem ersten Etappenziel, der
Ehrwalder Alm, transportieren, da die Zufahrt dorthin mit dem Auto nicht gestattet ist. Locker rollte die Gruppe die erste leichte Steigung Richtung Eibsee
hinauf. Eine kurze Abfahrt zum See war das Vorspiel zum Anstieg durch den Wald, Richtung Hochtörlhütte, auf etwa 1500 m.
Danach ging’s wieder abwärts, an der Zugspitzbahn vorbei, nach Ehrwald, von wo es auf einer Strecke von 5 km wieder so gut
500 Höhenmeter zur Alm hochging. Ging wäre eigentlich auch der richtige Ausdruck für die Geschwindigkeit beim Anstieg gewesen. Die Truppe zog sich auseinander, die Jungspunde vorne weg, die älteren Semester hinten weg. Die Steigung, die Hitze und die Beine
verhinderten beim Autor ein allzu flottes Tempo. Der Kopf sah die Sache positiv und verkauft dem restlichen Körper die ganze Geschichte als ein vorausschauendes,
notwendiges und cleveres Einteilen der Kräfte für die kommende Woche, mit ihren unbekannten Etappen. Unermüdlich kurbelten sich die Biker nach oben, immer die
Bergstation der Seilbahn, die zur Alm führt, hoch über sich. Diese schien gar nicht näher zu kommen. Doch dann war es geschafft, nach einer letzten Kurve lag sie auf einmal vor
uns, die paradiesische (war´s nur Einbildung?) Ehrwalder Alm. Die Biker nahmen die Terrasse in
Beschlag und orderten Getränke zum Flüssigkeitsausgleich. Wobei sich hier die Kübelerfahrungen aus der Himmelsfahrt- tour nach Meiringen/CH positiv bemerkbar machten.
Hände wurden abgeklatscht und gleich die Route für den nächsten Tag auf der Karte studiert. Auf einmal schwenkten alle Augen zum Terrasseneingang am
Weg, der von Ehrwald heraufführte. Zwei tolle Fullys waren aufgetaucht, dabei war es völlig unwichtig, dass der
weibliche Part des Duos über lange, blonde Haare und ein enges, offenherziges Top verfügte. Nach
diversen begutachtenden Kommentaren über die Vor- und Nachteile von Fullys, zog sich die Truppe
auf das Gemeinschaftszimmer zurück und begann sich für das Abendmenü zu richten. Dort überraschte uns unser Führer mit einer schlechten und einer guten Nachricht. Die Schlechte: “Ins Zimmer wärre noch zwei Fremde enquardiert.“ Die Gute: „Ess iss es Fullypärsche.“ Die Vorfreude war umsonst, der
weibliche Teil hatte sehr viel Gepäck mitgebracht und dann zur Nachtruhe so ziemlich alles angezogen was der Rucksack hergab.
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24.08.03 Ehrwalder Alm – Pfons (76,1 km, 1088 m auf, 1518 m ab, 5:02 h)
Nach der wohlverdienten Nachtruhe und einem guten Frühstück wurden die Räder aus dem Stall geholt
. Unser Fahrer erhielt wieder seinen gefüllten Rucksack und wurde mit allen guten Wünschen bis zum Abend verabschiedet.
Heute sollte es über Leutasch ins Inntal, dann nach Innsbruck und anschließend durchs Wipptal hinauf nach Pfons gehen.
Endlich war die Truppe abmarschbereit und begann sich bergauf, in Richtung Pestkapelle (welch schöner Name), von der Ehrwalder Alm fort zu bewegen.
Auch das Pärchen machte sich fertig und alle bewunderten beim Davonfahren noch einmal durch eifriges Zurückschauen die beiden Fullys, besonders das Eine. Nach ca. 100 Höhenmetern warfen wir noch einen letzten Blick hinab ins Tal
nach Ehrwald. Die Pestkapelle wurde zu einem kurzen Fotostop besucht und die Truppe machte sich fertig für die folgende Abfahrt. Nach wenigen Metern ergriff
ein staunendes und fragendes Etwas die Sinne der Biker. Das Fullypärchen grüßte uns freundlich vom Wegesrand. „Wann hann die uns dann iwwerhold?
Die hannisch gahned gesiehn!“ Ein kurzer Hinweis unseres Führers („Mir hädde aah unne erumm fahre känne!“), beruhigte die schon an ihren Fähigkeiten und
ihrem Wahrnehmungsvermögen zweifelnden Transalpler. Gott sei Dank, es war kein Höhenkoller oder etwa ein zuvielener Kübel. Und für Matschfinder gilt sowieso immer das Motto: „Wir fahren über die Berge, nicht drumherum!“ Danach ging es locker über feine Schotterwege, bei bestem Wetter, durch eine grandiose
Landschaft hinunter ins Tal nach Leutasch. Die Bikes liefen von alleine und alle bergauf keuch- enden Biker wurden mit einem überschwänglichen „Hallo! Kette rechts!“ oder „Im Kopf frei machen!“ begrüßt. Bevor die Erwiderung unser Ohr erreichte waren wir schon weiter.
Nach einem kurzen Anstieg und folgender Abfahrt erreichten wir Mösern hoch überm Inntal. Eine kurze Rast ergab die Gelegenheit die tolle Aussicht über das Inntal in sich aufzusaugen.
Apropos saugen: Vor manchem geistigen Auge tauchten die ersten, in Kübel gefüllte isotonischen
Getränke auf. Weiter ging es nun bergab ins rund 600 m tiefer gelegene Inntal, zwar stellenweise steil, aber immer
locker und gut fahrbar. Nur die letzten 20 – 30 Höhenmeter zeigten sich bockig und ließen uns unsere
Räder schieben. Schließlich erreichten alle wohlbehalten den Talgrund, wo es nun flach, immer am Inn entlang, Richtung Innsbruck ging.
Zur Mittagszeit wurde in Zirl Station gemacht und bei Pasta, Salat und Apfelsaftschorle neue Kräfte getankt. Da eine Hiobs- botschaft. Gastfahrer M.Z. vermisste seinen Geldbeutel. Die
Rekonstruktion aller Vorgänge führte zu dem Schluss, dass er sich noch auf der Ehrwalder Alm befinden musste. Handy raus, Nummer wählen, Erleichterung: der
Geldbeutel wurde auf seinem Bett in der zweiten Etage gefunden. Als Abholservice wurde abends unser Busfahrer M.K. auserkoren, der diese Ehre freudig mit einem: „Nääh! Mach isch ned!“ annahm. Die Truppe rollte weiter gen Innsbruck, bewunderte den regen Badebetrieb an den Ufern des Inn. Auf
einer regelrechten Radautobahn erreichte man schließlich Innsbruck. Hier stand natürlich eine
Stadtrundfahrt, mit dem Besuch des Goldenen Dachels, auf dem Programm. Dabei konnten bei unseren japanischen
Freunden die neuesten Errungenschaften der Elektronikindustrie im Bereich der Fotografie und Kommunikation bewundert werden.
Doch allzu lange hielt es die Biker nicht in der Stadt. Die Straße wurde wieder unter die Räder genommen, es galt noch
knapp 500 Höhenmeter bis nach Pfons zu erklimmen. Das Asphaltband lag in der glühenden Sonne, Schatten war Mangelware und mancher Brunnen bot glücklicherweise etwas Abkühlung, genauso wie der Schatten der Sonnenschirme
auf der Terrasse unseres Domizils für die zweite Nacht, dem Hotel Gasthof Fuchs.
Apfelschorle, später Kübel wurden bei dem holden weiblichen Wesen der Gastronomie geordert. Die Schlafkombinationen wurden zusammengestellt und auf die Zimmer
verteilt. Das gute Essen und die laue Nacht lockten die nimmermüden Biker noch zu einem kleinen
Rundgang aus dem Gasthof, um sich kurz danach auf der Terrasse wieder einzufinden. Es schien, als wären die Gedanken der Transalpler durch eine geheimnisvolle Macht, die ihren festen
Wohnsitz in Kübeln zu haben scheint, miteinander verbunden. Unser Führer gab uns noch einen genussvollen Ausblick auf die morgige Etappe. Der Alpenhauptkamm sollte erklommen werden. Namen wie Steinjoch, Kreuzjoch, Sandjoch und
Flachjoch (!mitten auf einem Berg?) fielen. Was für Namen!
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25.08.03 Pfons - Pfulters (68,2 km, 1649 m auf, 1663 m ab, 5:00 h)
Beim Frühstück ahnten die ausgeruhten Biker noch nicht, dass dieser Tag die wohl
grandioseste Etappe der Tour, zumindest nach Einschätzung des Autors, bringen sollte. Also gab man sich erst einmal den Freuden des üppigen Frühstücks hin und
bunkerte so viel Energie wie möglich. Aufbruchstimmung machte sich doch dann nach und nach breit. Unser Fahrer wurde zur Geldbeutelrettungsaktion verabschiedet
und wir machten uns mit unseren Untersätzen auf in Richtung Brenner und Alpenhauptkamm. Matrei und Steinach wurden schnell passiert. Die Brennerautobahn blieb hinter uns
und von Vianders ging es über die Sattelbergalm, den Brennerpass zum gut 2100 m hohen Sattelberg. Die Grenze zu Italien überschritten wir im wahrsten Sinne des Wortes über einem Viehzaun.
Von nun an ging es, immer in einer Höhe zwischen 2000 und 2200 m, über alte
Militärstraßen, vorbei an Befestigungsanlagen über den Hauptkamm der Alpen. Es herrschte Kaiserwetter mit strahlend blauem Himmel. Bei angenehmen
Temperaturen, von geschätzten, 20-22 Grad, folgten wir locker dem angenehmen Auf und Ab der Schotterstraße. Die Landschaft lud zum Rasten und Schauen ein.
Wobei wir die ordentliche Markierung der Grenze zwischen A und I mit einem durchgehenden Zaun und Grenzsteinen, teilweise aus Marmor, bewunderten. Tief
unten im Tal lag das Band der Brennerautobahn und unser nächstes Etappenziel. Das Wort Ziel weckte Begehrlichkeit in den Herzen und Köpfen der Biker. Visionen von Pastaportionen und gefüllten Kübeln tauchten auf, trotz schönstem Wetter und tollsten Panoramen machte sich die Truppe
bereit, die Abfahrt ins rund 1100 m tiefer gelegene Tal in Angriff zu nehmen. Die folgende Abfahrt wurde gleich als Bremsentest aufgefasst, zügig ging es ins
Tal. Dabei zeigte der sonst eher zurückhaltende M.H. auf seinem extra für diese Tour, zwecks der Pannensicherheit, auf eine Starrgabel zurückgerüstetem Bike,
in einer Schotterkurve einen perfekten Vorderradrutscher mit anschließendem Lenkersteiger und Flachliegebike. Er erhielt von uns allen sehr hohe Haltungsnoten.
Der Schotter ging in Asphalt über und wir rauschten nach Sterzing hinein, wo wir in einem beschaulichen Cafe, auf einem beschauliche Platz unter Sonnenschirmen einen Kaffee schlürften. Der Kaffee stand gerade auf dem Tisch, da war es
Sense mit der Beschaulichkeit. Die Mittagspause der, mit einer größeren Gebäudesanierung beschäftigten Arbeiter, war vorüber und wir erhielten die kostenlose
Gelegenheit den virtuosen Umgang dieser eingebo- renen Arbeiter mit diversen Pickhämmern zu bewundern. Der Kaffee war darum jedoch schnell
getrunken und schiebenderweise durchquerten wir die Fußgängerzone dieses hübschen Ortes. Nicht ohne das
eine oder andere Erinnerungsfoto zu schießen. Wir bewunderten auch die vielen hübschen, rassigen weiblichen Bewohner dieser Stadt. Leider bewunderte auch unser Aushilfsfotograf P.K. diese Wesen, so dass er ganz vergaß auf
den Auslöser zu drücken um auch davon einige Eindrücke fest zu halten. Locker radelten wir anschließend noch die wenigen Kilometer bis nach Pfulters, wo wir auf dem Wiesenhof ebenfalls köstlich bewirtet wurden. Obwohl der erste Eindruck bei der Ankunft solche Köstlichkeiten gar nicht erwarten lies. 8 durstige Biker saßen
auf der Terrasse vor dem Haus und nur noch 4 Apfelsaft- schorle konnte das Haus bieten. Notgedrungen ließen sich kooperative Biker dazu herab, gleich zu Kübeln über zu gehen.
So nebenbei befestigte M.H. bei einem vorbeikommenden italienischen Papa die Kurbel an dessen Rad. Nach der Zimmertombola („Ei wäär schlooft dann heit zesamme? Ei solle mir zesamme e Zimmer hole
?“) traf man sich frisch gestylt zum Abendessen. Die Highlights des Tages wurden noch einmal in
Erinnerung gerufen, wobei diese Rückblende immer wieder von einem Loblied auf die großzügigen und freundlichen Zimmer unseres Domizils unterbrochen wurden.
Auch die Vorspeise, Pasta mit Basilikum, dass eine Stunde vorher noch im Garten hinter dem Haus stand, ließen uns schwärmen und den
einen oder anderen Kübel zum Wohle unseres Führers leeren, der uns in solch traumhafte Gefilde zu führen wusste.
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26.08.03 Pfulters - Afing (61,2 km, 1577 m auf, 1650 m ab, 4:00 h)
Heute sollte es eine fahrtechnisch einfache Tour werden. Es galt nur eine größere Steigung zu erklimmen, dann sollte es bis auf den kleinen
obligatorischen Schlussanstieg nur bergab gehen. Das mittlerweile allmorgendliche Ritual begann: frühstücken, packen, Räder checken, Wasser und Verpflegung bunkern, Fahrer Mannee
verabschieden, aufsitzen und locker los fahren. Erstes Ziel war der Gipfel des einzigen nennenswerten Anstiegs an selbigem Tag. Über 15 km und gut
1250 Höhenmeter sollte es über die Straße zum Penzer Joch gehen. Gleichmäßig stieg die Straße an,
gleichmäßig gingen die Beine rund, gleichmäßig war die Hitze, gleichmäßig rann der Schweiß,
gleichmäßig war die Landschaft. Rechts von der Straße ging es bergauf, links von der Straße ging es
bergab, voraus ein Asphaltband, das zu einem, wie es von unten schien, unglaublich kleinen Häuschen, weit voraus auf der Passhöhe führte.
Diese Fahrt wäre eigentlich langweilig gewesen, wenn die Straßenbauer nicht schon vor Jahren damit
gerechnet hätten, dass eines Tages, an einem heißen Sommertag, eine Gruppe Matschfinder mit ihren
Bikes hier vorbei kommen würde. Zur Begrüßung, Aufmunterung und Erfrischung hatten sie die diversen Bergbäche sauber gefasst und ab und zu in der Felswand ein kleines, ca. 1m großes, mit kühlem Wasser gefülltes Becken eingelassen.
Das erste Becken wurde beim Vorbeikurbeln nur aus den Augenwinkeln registriert. Das zweite Becken wurde schon bewusster wahrgenommen und setzte sich so langsam im Gehirn fest. Am
dritten Becken fuhr der Autor ebenfalls noch vorbei, nicht ohne nach kurzer Strecke mit sich selbst
zu hadern. Aber umkehren war auch nicht drin, jeder der gewonnenen Höhenmeter sollte nicht
leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Es blieb die Hoffnung auf ein kommendes viertes Becken und
wirklich, kurz bevor die Felsen aufhörten, gab es tatsächlich noch ein solches Becken. Die nun folgenden Aktionen waren beim Aufstieg schon im Kopf vorher genau geplant worden: bremsen,
absteigen, Bike abstellen, Handschuhe und Helm ausziehen und ans Bike hängen und dann, gaaaanz
laaangsaaaam den Kopf in das Becken tauchen und kurze Zeit darin verweilen. Kopf herausnehmen, Stirnband ausdrehen, aufsetzen, ein
Schluck aus der Flasche, Handschuhe und Helm anziehen, noch ein Schluck aus der Flasche und weiterkurbeln. Nach dieser Erfrischung ging es nun relativ locker die restlichen Meter hoch, das kleine Häuschen wurde nun auch größer und entpuppte sich schließlich als dreistöckiges Gebäude. Nach einer kurzen Rast und ein paar Fotos war es an der
Zeit sich für die folgende Abfahrt fertig zu machen. Jacken wurden angezogen, denn auf der Passhöhe war es ziemlich kühl. Dann ging es bergab, 40 km und 1600 Meter nach
unten. Bald war es wieder Zeit sich der Jacken zu entledigen, die Hitze hatte uns wieder. Ein schattiger Garten lud zur Stärkung vor dem letzten,
kurzen, aber etwas steilen Anstieg zum Moarhof, unserem Etappenziel, ein. Gut gestärkt ging es noch leicht bergab, bis unser Führer mit dem Ruf: „Rechts!“ eine Vollbremsung
hinlegte und auf eine senkrechte Wand aus Asphalt zeigte, das sollte der Wanderweg sein, den wir als
Abkürzung für die nun folgenden 200 Höhenmeter, vorgesehen hatten. Schaltungen klackten, Ketten
rasselten und die ungestüme Jugend der Truppe macht sich daran den Anstieg zu erklimmen. Die
reiferen Semester bezogen ihre Logenplätze um sich das Treiben in aller Ruhe von hinten anzuschauen.
Allen voran stürmte unser leichtbekleideter H.M. aus der Talgemeinde Sp., der auf Grund seines
Berufes mit einem Blick abschätzte, dass dieser kleine Hügel locker zu fahren sei. Er stieg auch schön
mit seinem Rad den Berg hoch. Leider machte sein Bike kurz vor dem Übergang zu etwas flacherem
Geläuf schlapp und fiel um. Da er mit dieser hinterhältigen Aktion nicht gerechnet hatte, fiel er mit und in
den rechts lauernden Graben. Sein Bike legte sich, wohl um den Lack zu schonen, auf ihn und hielt ihn an seinen Füßen, vor allem am
rechten, fest. Wir mussten Gewalt anwenden um ihn aus den Klauen seines Bikes zu befreien. Leider wurde dabei sein rechter Fuß etwas lädiert. Schiebepassagen wechselten sich nun munter mit fahrbaren Streckenteilen ab. Dann war es geschafft, wir erreichten die Terrasse des Moarhofs in Afing. Hier begann nun das abendliche Ritual,
Apfelsaftschorle und Cola bei einer der beiden hübschen Tochter des Hauses bestellen, Wechsel zu Kübeln mit isotonischen Getränken, Beine ausstrecken. Abwechslung brachte die Bestellung eines Eis- beutels für den rechten Fuß unseres, von seinem Bike abgeworfenen,
Talbewohners aus Sp. Routine war schon, dass M.H. bei seinem auf eine Starrgabel zurück gerüsteten Carbonbike allerhand Knackgeräuschen beim Tretlager auf der Spur war, die er
durch Beschwörungen und Schrauberei zu eliminieren suchte. Ungewohnt war wiederum das Defilee diverser weiblicher Wesen in heiratsfähigen Alter, mit und ohne Kinderwagen
und Zigarette. Wie man später erfuhr, schien in diesem Dorf ein massiver Überschuss an weiblichen Wesen herrschen,
da die gleichaltrigen männlichen Bewohner das Weite gesucht hatten, aus welchen Gründen auch immer. Da sie aber
alle zu Fuß und ohne Rad unterwegs waren erlosch das Interesse der Matschfinder rasch und man wandte sich wieder den wichtigen Kübeln, äh Dingen zu. Routine war dann wiederum die Zimmertombola. Der große, in der Nachmittagssonne liegende Balkon
vor den Zimmern lud direkt zu einem Waschtag ein. Halbekleidete Matschfinder stellten ihre
Fähigkeiten auch in dieser Disziplin unter Beweis, so wie ihre durchtrainierten Körper der Umwelt zur Schau.
Als weiterer und meist erfreulichster Routinepunkt folgte das Abendessen. Die zweite Tochter des
Hauses servierte uns als Vorspeise eine Portion Lasagne, die in den italienischen Lokalen diesseits der
Alpen als Hauptgericht für zwei Personen herhalten muss. Nach dem Hauptgericht muss die schmächtige Figur von Gastfahrer M. K. das mütterlich Herz der ältesten Tochter angerührt haben. Zur Aufpäppelung verordnete sie ihm noch einen Nachschlag der
Lasagne in Form einer vierfachen Portion. So gesättigt nahmen die Matschfinder wieder ihren Platz auf der Terrasse vor dem Haus ein, tauschten
bei ein paar Kübeln Erfahrungen mit motorisierten Bikern aus, die im gleichen Haus wohnten. Dabei
verglich Oberschrauber M.H. die Vorzüge seiner alten 125er mit denen, der neuen 1000er eines der Gäste.
Zwischendrin schaute die älteste Tochter des Hauses noch mit einem Sortiment hochprozentiger
Verdauungselixiere vorbei. Wobei die Zirbelkiefernüsschenvariante gerne genommen wurde. Aber auch
dieser warme Abend ging irgendwann zu Ende und die Matschfinder ins Bett, um sich für die nächste Etappe zu stärken.
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27.08.03 Afing - Graun (54,5 km, 905 m auf, 945 m ab, 3:20 h)
Am heutigen Tag sollte die Strecke ein Badewannenprofil haben. Nach kurzem Anstieg war
eine Abfahrt zum Etschtal angesagt. Dann wollten wir dem Tal der Etsch bis zum Kalterer See folgen. Anschließend sollte es noch einmal, wie eigentlich immer, bis zu unserem
Etappenziel ansteigen. Bei der morgendliche Routine, siehe weiter oben, meinte die Haustochter, als sie nach
unserer geplanten Strecke befragt wurde, dass die Abfahrt wohl etwas steil sei. Aber da es sowieso runter gehen sollte, dürfte das eigentlich keine Rolle spielen.
Endlich ging es wieder los. Wir umrundeten auf gleicher Höhe den weiten Taleinschnitt, um den Afing herum angelegt ist, kletterten über eine steile Rampe an einer Baustelle und
schauten noch einmal zurück auf den Ort, der mit seinen Wirtstöchtern und heiratsfähigen Wesen, mit und ohne Kinderwagen, in der milden Morgensonne lag. Wie um für die folgende Abfahrt Anlauf zu nehmen, schraubte sich die Straße noch etwas in die Höhe. Wir
bogen schließlich nach links auf einen schmalen asphaltierten Weg ab, der sich gemächlich, ohne viel Kurven durch den Wald nach unten zog. Das sollte eine
steile Abfahrt sein? Nie im Leben! Zumal noch ein Jogger locker bergauf getrabt kam. Wir verließen den Wald, vor uns lag Burg Rafenstein inmitten von Obstund Weinbergen
und fast senkrecht unter uns das Etschtal mit Bozen. Unser
Asphaltweg verwandelte abrupt sich in eine Diretissima, aus Platzersparnisgründen hatten seine Erbauer auf überflüssige Kurven verzichtet
und eine Route mit 30% Steigung an den Hang gezaubert.
Nach kurzer, von zeitweiligem Quietschen der V-Brakes begleiteter Fahrt, erreichten wir das Etschtal. Bei der Scheibenbremsfraktion liefen
die Bremsscheiben blau an, die Beläge qualmten, versahen aber klaglos ihren Dienst.
Nun wandten wir uns in Richtung Bozen, einer Stadt mit einem richtigen Autobahnnetz für Radfahrer. Dort herrschte reger Betrieb, alt und
jung, Frauen und Männer, zu Fuß oder mit dem Rad waren dort unterwegs. Ältere Frauen mit montierten Einkaufskörben lieferten sich
Sprintduelle mit den Matschfindern, wobei wir nicht den geringsten Hauch einer Chance hatten, diese zu überholen.
Schließlich lag Bozen mit seinem Trubel hinter uns und weiter ging es auf gut ausgebauten Radwegen entlang der Etsch Richtung Kaltern. Die
Truppe formierte sich zum Windschattenfahren, legte die Ketten nach rechts und rauschte durch das Tal der Etsch. Der Kalterer See wurde mit einer Ehrenrunde bedacht, jedoch war auch viel Touristentrubel, die
Seeufer zugebaut und kaum zu erreichen. Also ging es weiter zur Mittagspause nach Tramin, wo wir in einem schattigen, ruhigen Hinterhof von ausnehmend hübschen und freundlichen weiblichen
Wesen, mit Speise und Trank versorgt wurden. So gestärkt begannen wir unseren Schlussanstieg ins rund 500 Meter höher gelegene Graun mit
einer Abkürzung durch eine örtliche Apfelplantage. Die Steigung entsprach derjenigen, der Abfahrt nach Bozen, also war zuerst einmal schieben angesagt, was bei vollem Bach ja sowieso
vorteilhafter sein soll. Nach weiteren, vom Fahren unterbrochenen Schiebepassagen erreichten wir den Gasthof Goldener Adler in Graun. Wobei der Name Gasthof
etwas untertrieben ist. Es handelte sich dabei um einen größeren Gebäudekomplex, mit mehreren Terrassen und als Krönung einem Swimmingpool. Nach der üblichen Ankunftsterrassenroutine mit,
bei holden Töchtern bestellter, Apfelsaftschorle, Cola, Eis für M.M´s Fuß und anschließendem Wechsel zu Kübeln, fanden sich die Matschfinder am Pool ein. Auch hier zeigte sich die
sportliche Vielseitigkeit der Truppe. Der Autor dieser Zeilen zeigte zu Beginn seiner Badesession den bauchplatschenden, hohl kreuzigen Reinfaller mit ausgebreiteten Armen, M.M. zeigte die gemeine Wasserbombe. Andere
machten auf Walross oder Delfin. Man sah den Gluck-gluck-weg-war-er-Taucher, den Rückenschwimmer und den toten Mann. Wir ließen die Seele baumeln, sowie die Bein ins Wasser, genossen die
wärmende Sonne und die Aussicht. Das Einzige was wir vermissten, war eine Verteilerstation für isotonische Getränke direkt am Pool.
Da aber auch für einen Matschfinder die Aufnahme ausgewogener Nährstoffkombination Vorrang vor den schönsten Dingen des Lebens hat, machte man sich
schließlich auf, das Angebot von Küche und Keller zu untersuchen. Auch in diesem Haus wurden wir mit dem Essen und den Zimmern wahrlich verwöhnt. Wobei
der Service beim abendlichen, nach dem Essen, auf der Terrasse, klönen von einem holden, leichtbeschürzten, Wesen aus osteuropäischen Ländern übernommen wurde. Sie verblüffte uns
mit einer namensbasierten, individuellen Kübelbuchhaltung.
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28.08.03 Graun - Molveno (66,2 km, 2414 m auf, 1856 m ab, 6:10 h)
Für das vorletzte Teilstück hatte sich unser Führer einen richtigen Kracher ausgesucht: die Königsetappe wartete auf uns. Sie sollte mit
einem grandiosen Ausblick auf das Panorama der Brenta-Gruppe abgeschlossen werden. Schon beim Frühstück, schmackhaft und reichlich, drängte sich die Frage auf: „Faahre ma iwwer´s Grauner oder Fenner Joch?“ – „Wass
issen doo fore Unnerschied?“ – „Ei beim Grauner Joch fahre ma erschd e Stick zerick! Beim Fenner Joch faahre ma gleisch in die rischdisch Rischdung!“ Wie nicht anders zu erwarten war, entschied sich die Truppe für die Variante mit dem Fenner Joch.
Die Morgenroutine, Frühstück, Radcheck, Verpflegung bunkern, Manne verabschiede, lief ab wie
geschmiert und bald hatte uns die Straße wieder. Die Tour ließ sich gut an, über schöne Forstwege
ging durch den Wald, aber verdächtigerweise leicht bergab. Der Einstieg zum Aufstieg wurde gesucht
, aber statt Wegen waren nur Gräben, Pfade und dergleichen zu entdecken. Dabei zeigte sich, dass
die Karten immer ungenauer wurden, je weiter wir uns dem Gardasee näherten. Nach einer etwas steileren Abfahrt ergab sich nach dem intensiven Studium der Karte, dem Ablesen der Tachos und
Höhenmesser, in Zusammenarbeit mit natürlichen Orientierungssinn („Mir sinn zu weit gefaahr!“) der
Matschfinder, folgende Diagnose. Der bachbettähnlich Einschnitt, den wir weiter oben entdeckt hatten, musste der gesuchte Weg hoch zum Fenner Joch sein. Also hieß es umdrehen und wieder
einige hundert Meter hoch kurbeln, dann links den Weg Nr. 3 hochschieben. Die Schiebepassagen wurde hin und wieder, wenn auch nur wieder kurz, von Fahreinlagen unterbrochen. Nach einer kurzen Rast auf der Passhöhe hieß es dann auf der anderen Seite wieder runter schieben.
Schließlich erreichte man wieder fahrbares Geläuf und es ging 1000 m runter ins Tal. Dabei ent- deckten wir unterwegs in einem kleinen Ort, den wohl besten
und kühlsten Brunnen der Welt. Flaschen wurden gefüllt, noch ein letzter Blick in die Höhe, zurück zum Fenner Joch. Zum ersten Mal seit unserem Start in Garmisch sahen wir
einzelne Wolken am Himmel aufziehen, also zogen auch wir weiter. Von der Talsohle aus erwartete uns noch der Schlussanstieg zum, wiederum 1000 m höher gelegenen, Albergo del Brenta. Voraus zogen Wolken auf, die Luft
war warm und schwül, ein fernes Grollen war zu vernehmen. Als Einstimmung für den Rest der
Etappe erwartete uns nun eine Apfelplantage mit Bagger. Der Weg stieg rasch steil an, kleinere Orte wurden passiert, auch hier wurde die
Qualität der Brunnen überprüft. Dann inmitten von Apfelbäumen wurde der Weg zu einer betonierten Rampe, alle legten die Ketten nach links und kurbelten sich hoch, bis ein Bagger den Weg versperrte. Einer der Arbeiter wies uns, durch heftiges Winken, eine Umleitung zu,
was gleichbedeutend war mit einer steilen Abfahrt, wenigen Metern in der Ebene, um dann wieder steil
bergauf zu kurbeln und anschließend direkt hinter dem Bagger auf dem ursprünglichen Weg wieder
aufzutauchen. Wir nahmen’s als Trainingseinheit auf und stiegen immer höher. Der Himmel verfinsterte
sich nun immer mehr und als wir Molveno erreichten, fielen die ersten Tropfen während der bisherigen Tour auf uns. Regenjacken wurden ausgepackt, der Schlussanstieg zum Refugio wurde in Angriff
genommen. Schließlich lag es vor uns und wir wurden auch gleich von unserem Fahrer freudig begrüßt, der sich besonders bei
unserem Führer überschwänglich für die Wahl des heutigen Quartiers bedankte („Doo hasche awwer e Bressluftschuppe ausgesuchd!“). Es zeigt sich, dass er
mit seiner Einschätzung nicht so falsch lag. Zwar war dieses Refugio die teuerste Unterkunft auf
unserer Tour, hatte dafür aber nicht besonders freundliches Personal, die Zimmer waren alt, das Essen knapp und nix Besonderes.
Dafür hatte der technikbegeisterte Sohn des Chefs riesige Lautsprecherboxen auf der Terrasse aufgebaut, aus denen unüberhörbar Bergsteigerchöre La Montanara besangen.
Als der Himmel dieses sah öffnete er seine Schleusen und schimpfte mit einem gewaltigen Donnerwetter über diese, eines Matschfinders
unwürdigen Zustände. Damit wir das Refugio auch wirklich unbeeinflusst genießen konnten, verhüllte er das grandiose Panorama der
Brentaspitzen mit seinen Wolken. Die Ankunftsroutine, mit auf Terrassen servierten Kübeln und Eis für M.M´s rechten Fuß, musste ins
Innere verlegt werden. Die beliebte abendliche Zimmertombola wurde erneut zu aller Zufriedenheit veranstaltet.
Beim Duschen zeigte sich, dass im Zimmer des Autors, der Brausekopf einen etwas eigenwilligen Weg für das Wasser freigegeben hatte.
Durch einen Riss verließ ein nicht unbeträchtlicher Teil, des ankommenden Wassers, den Kopf in einem leicht nach oben geneigten Winkel.
Das ermöglicht diesem sich locker über den Duschvorhang hinweg zu setzen und das, auf der Fensterbank deponierte, Handtuch mit zu
duschen, so dass es seiner eigentlichen Aufgabe nur noch unvollständig nachkommen konnte. Die darunter geparkten Schuhe wähnten sich ebenfalls unter einem Wasserfall. Im Speisesaal trafen wir auf zwei Saarländer, die zu in einer Gruppe gehörten, die sich von
professionellen Führern zum Gardasee geleiten lies. Dieser Führer hatte eine Eigenschaft, die wir bei
unserem schmerzlich vermissten. Denn dieser gute Mensch übernahm während der Schiebepassagen
die Rücksäcke seiner ihm Untergebenen. Mag sein, dass dies damit zusammenhing, dass die Mitglieder,
die sich ihrer Rucksäcke entledigen durften, dem weiblichen Geschlecht angehörten, was ja bei uns erwiesenermaßen nicht der Fall war und wohl auch noch ist. Durch die beiden
Alpenüberquerungstruppen war das Essen schnell alle, Nachschub wurde nicht in Aussucht gestellt und
M.Z. träumte von einer Riesenportion Lasagne, die er im Moarhof als Nachschlag erhalten hatte. Der Rest beschloss die fehlenden Kalorien in Form von flüssiger Nahrung zu sich zu nehmen.
Begleitet vom abklingenden Gewitter begab man sich schließlich zur Nachtruhe, um sich für die letzte Etappe zu stärken.
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29.08.03 Molveno - Riva (49 km, 1022 m auf, 2227 m ab, 3:55 h)
An diesem Morgen erwartete uns ein Novum, die Parole „Friehstick gääbsd erschd, wenn die Säälbahn die Breetscher gebrunng had!“ machte die Runde. Nun hieß es also warten, bis ein
Seilbahnbediensteter mit dem Auto vom Tal herauf gefahren kam, die Seilbahn in Betreib nahm und schließlich die Gondel mit dem Brot oben erschien. Das Küchenpersonal musste aus lauter
glühenden Anhängern irgendwelchen Diätkuren bestanden haben, denn auch beim Frühstück war schnell alles Essbare aufgebraucht, ohne dass Nachschub in Aussicht gestellt wurde. Also schnell auf die Räder und ab. Für die anschließende Fahrt hinunter zum Molvenosee gab es nur eine mögliche
Route. Der breite Forstweg, den wir beim Aufstieg benutzt hatten, musste zu Gunsten einer Abfahrt über einen Wanderweg zurückstehen. Dieser Weg war
gespickt mit Felsen und Wurzeln, die der Regen so richtig schön glatt gemacht hatte. Ohne größere Probleme erreichten wir das Seeufer, wo wir uns diverser Kleidungsstücke, wie langer Hosen und
Regenjacken entledigten. Über die Straße ging es am Seeufer ent- lang. Wir bogen wieder auf Feldwege ab, wobei eine Variante mit
hochkant stehenden Kieselsteinen uns kräftig durchschüttelte. Insbesondere M.H. auf seinem, zur Starrgabel zurück gebauten, Bike. Er nahm’s locker und erklärte
uns, dass man nur mit der richtigen Geschwindigkeit fahren müsse, damit die Räder immer von einer
Spitze zur nächsten fliegen können, so seien die Schläge gar nicht zu spüren. Skeptisch fuhren wir weiter
, nicht ohne den Sitz unserer Zahnplomben zu prüfen. Immer wieder ließen kurze, aber kräftige Schauer
uns Schutz suchen, wobei es zufälligerweise immer dann regnete, wenn wir gerade, einen mehr oder
weniger verlassenen, Ort passierten, so dass schnell jedes Mal eine Gelegenheit zum Unterstellen gefunden werden konnte. Wir folgten schließlich wieder der Straße und sahen die ersten Verkehrschilder nach Riva. Das
letzte, das wir sahen trug die Aufschrift „RIVA 26 km“. Just an dieser Stelle bog ein Weg nach
links von der Straße ab, der uns weiter nach San Giovanni Al Monte bringen sollte. Von dort oben sollte uns nachher der Weg Nr. 8 mit einer letzten Abfahrt nach Riva bringen.
Der Weg sah gut aus und nach einer letzten Rast machten wir uns frohgemut auf, die Fahrt zum 600 m höher gelegenen San Giovanni, in Angriff zu nehmen. Ob so viel Mut begann der Himmel
wieder einmal vor Freude zu weinen. Der Weg änderte nun auch langsam sein Gesicht, die Kieselsteine wurden so nach und nach immer größer und näherten sich über Faustgröße, langsam
der Kindskopfgröße. Da sie schön rund waren, lagen sie auch locker herum und erfreuten sich
einer großen Beweglichkeit. Giftige, ausgewaschene Anstiege wechselten sich mit etwas flacheren Abschnitten ab, so dass sich auch am
heutigen Tag noch einmal Schieben und Fahren regelmäßig abwechselten. Bei dem Einen lag der Schwerpunkt mehr beim Schieben, bei
dem Anderen etwas mehr beim Fahren. Dass der ganze Weg fahrbar ist, zeigte uns ein Motorradfahrer, der mit seiner Crossmaschine den
Weg hoch donnerte und dabei die Kieselsteine hinter sich in der Landschaft verteilte. Endlich war auch dieser letzte Anstieg der Tour
geschafft, wobei wir auch hier oben noch einmal mit einem Brunnen belohnt wurden.
Wir erreichten eine asphaltiert Straße, die hinunter zum Gardasee führte und fanden dort auch den gesuchten Weg Nr. 8, der diesmal sogar
richtig auf der Karte eingezeichnet war. Wir folgten ihm bergab, vorbei an einem Lokal, vor dem Dutzende von Bikes parkten. Also waren wir richtig.
Der Sentiero No. 8 führte uns durch den Wald, wo er sich dann still und heimlich in Form eines schmalen Schotterbandes von dem breiten
Weg, dem wir folgten, verabschiedete. Also umkehren und wieder auf den richtigen Weg. Nun hieß es bergab schieben. Große glatte,
feuchte Kalkbrocken und Platten bildeten den Untergrund. So kurz vor dem Ziel wollte keiner einen Sturz riskieren. Denn in Riva galt es zu
feiern und das vom Autor dieser Zeilen schon bei der Tourplanung vorausgesagte Unwetter zu genießen. Schließlich landeten wir wieder auf der Straße, die wir zu Gunsten des Sentiero No. 8 verlassen hatten.
Nun aber los! Riva wartete. In rauschender Fahrt ging hinab ins Tal, so rauschend, dass der erste und
wie sich später herausstellte, einzige unbewachsene Fotopunkt, verpasst wurde. Die weiter unten
gemachten Bilder haben aber den Vorteil, dass man noch etwas von der einheimischen Vegetation erkennt.
Weiter ging’s, Biker mit roten Köpfen kurbelten in der schwülwarmen Luft die Steigung hoch, die wir hinunter fuhren Dann endlich Riva. Durch die Altstadt mit den Rädern zur Seepromenade und erst mal hinsetzen. Eigentlich wollten wir ja
unsere Ankunft im See stehend, mit isotonischen Getränken feiern, aber unser Chauffeur bekam das logistische Problem („Wo hädd isch dann was kaafe solle?“) nicht in den Griff. So wagte sich nur M.M ins kühle Nass, die anderen saßen auf Mauern und Bänken und
schauten teilweise recht ungläubig drein. Wir waren in Riva, wir hatten es tatsächlich geschafft, wir waren am Gardasee.
Die Ungläubigen betrachten zuerst einmal den Gardasee.
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