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Thüringen 2002

Wo man gut Rennen und Steigen kann

Wo bleiwe se dann?8. Mai 2002, 14.30 Uhr am Parkplatz zum Köppchen: 10 Matschfinder, Quatsch 8, treffen sich zu ihrer diesjährigen Jahrestour, P.J. und A.”A.”G. fehlen noch. „Biker´s Himmelfahrt“ sollte sie diesmal zum Rennsteig im unbekannten Thüringen führen. Mit der üblichen Verspätung tauchen sie schließlich auf und begrüßen alle überschwänglich. Nun konnte die Truppe starten.
Ehrlich gesagt hegten einige schon stille Bedenken gegen den Vorschlag, unseren diesjährigen Ausflug in den Thüringer Wald, an den Rennsteig zu machen. Wir als Mountainbiker sollten uns den wohl einzigen Waldweg mit Heerscharen von Rentnern teilen und mit viel Glück auch mal einen Hügel erwischen, der vom Profil her unserem Anspruch genügt.
Da jedoch alles, wie P.J. immer sagt, „Reine Kopfsache“ ist, machten wir uns mit 4 Autos, 10autofreie Straßen Mountainbikes, Verpflegung für eine ganze Kompanie und mindestens 2 kompletten Werkstattausrüstungen auf den Weg. Die Fahrt verlief reibungslos bis Frankfurt, dann setzte der Verkehr ein, ganz Frankfurt schien auf dem Weg zu sein. Feierabendverkehr , Feiertagsverkehr, alles komplett. Stau in alle Richtungen, soweit das Auge und die Verkehrssender reichten. Einem echten Matschfinder macht dies jedoch nichts aus, denn diese Truppe ist mit dem modernsten technischen Gerät, nicht nur bike- oder verpflegungsmäßig, ausgestattet. H.M. programmierte seine Navigationsanlage auf die Diretissima und führte uns 200 km über, die glaube ich verkehrsärmsten und schmalsten Straßen der Welt, auf direktem Weg zu unserem Ziel.
Ob die genuch Weize hann?Um so überraschter waren wir dann, als wir abends unser Hotel Auerhahn in Masserberg, in der Nähe von Ilmenau, erreicht hatten.  „Hier gibt es ja richtige Berge“, „Das sieht hier ja aus wie im Schwarzwald“, „So schön hätte ich es mir hier nicht vorgestellt“, lauteten die ersten spontanen Kommentare, die sich in den nächsten Tagen mehr als bestätigen sollten.
Bei dem Ort Masserberg handelt es sich um einen kleinen, beschaulichen, 800 Meter hoch gelegenen Kur- ort mit einer imposanten Kureinrichtung. Direkt am Rennsteig gelegen, der sich im Übrigen als alles andere als eine „Rentner-Wander-Autobahn“ erwies, war Masserberg der ideale Ausgangspunkt für unsere sportlich anspruchsvollen Touren zu einigen sehenswerten Punkten in der Umgebung.Sachsenpaule fotografiert uns
Die erste Tour am Vatertag, genannt die „Wassertour“, hatte es dann auch gleich in sich. Der Weg zur Werraquelle, zum Werrateich, zum Naherholungsgebiet Ratschertalsperre und zum Stausee Schönbrunn  beinhaltete schon alles, was ein Bikerherz höher schlagen lässt: Steile Berge, geniale Singletrails, rasante Abfahrten und nicht zuletzt die wunderschöne Natur.
Unterwegs trafen wir jede Menge Thüringer und auch Touristen auf ihrer Vatertagstour. An dieser Stelle möchten wir den Thüringern ein Riesenkompliment machen. Sie haben uns immer freundlich begrüßt und angefeuert. Die sind alle im positiven Sinne sportverrückt.
Matschfinder?Obwohl das allerschönste und trockenste Wetter, war machte die Truppe der Matschfinder ihrem Namen alle Ehre. Sie folgten ihrem Führer und bogen von einem breiten Forstweg ab, wie es die Streckenplanung vorsah. Sie fanden sich auf einer sonnigen, grasbewachsenen Fahrspur in einem lichten Wald wieder. Wurzeln und kleinere Matschansammlungen wurden locker überfahren, da verabschiedete sich A.”Ali”G. mit einem eingesprungenen Lenkersteiger von seinem Bike und landete sanft im Moos. Sein “Oooooohhh!” veranlasste die Truppe zum Halten. Der abgestiegene Reiter machte sich an die Bergung seines Bikes, dass sich bis zur Nabe des Vorderrades in einem versteckten Schlammloch eingegraben hatte. Pause
Nach unserer Mittagspause auf einer sonnigen Wiese ging es dann gleich mit einer richtigen Steigung, so um 18%, weiter. Ein idealer Beginn für kalte Muskeln und Technik. Bei unserem Führer knackte es beim ersten kräftigen Antritt ganz verdächtig. Knochen oder Rad? Bei der Weiterfahrt klärte uns dann ein infernalisches Geräusch auf, dass sein Tretlager nicht mehr mit spielte. Für ihn war die Tour nach 45 km, trotz eines freundlichen Kriechölangebotes in östlichem Dialekt, an einem herrlichen Fleckchen Erde zu Ende. Der Rest der Truppe nahm die Tour wieder auf und fand sogar ohne Führer wieder zum Hotel zurück. Der wurde dann per Auto zurückgekarrt.
der einzigste Eintagesbiergarten der WeltBei herrlichem Wetter klang dann der Tag im einzigen Biergarten von Masserberg bei einigen Bierchen gemütlich aus. Die hatten wir uns aber auch redlich verdient, denn schließlich hatten wir eine Distanz von 80 Kilometer zurückgelegt und dabei bei einer Nettofahrzeit von 5 Stunden, 13 Minuten insgesamt 1767 Höhenmeter  geschafft. (Anmerkung des Autors: Der Biergarten war übrigens am nächsten Tag verschwunden und weit und breit gab es keinen anderen.)
Anschließend stellte sich noch heraus, dass wir zwar genügend Ersatzteile dabei hatten, aber ein Tretlager war nicht aufzutreiben. Also wurde eine Reparatur in einem Bikegeschäft in Schönbrunn anvisiert.
Nach dem Frühstück am 10.5. machen sich 3 Matschfinder mit dem defekten Rad auf den Weg. Der Werkstattinhaber war auch am Vatertag unterwegs gewesen und meinte das Rad müsse hier bleiben, da er die festsitzenden Schrauben wohl aufsägen müsse. Bei diesem Ausspruch wurde G.H. kreidebleich, das schönste Wetter, gute Trails und kein Bike. Sein Blick irrte in der Werkstatt umher, aber kein adäquates Leihbike war auszumachen. Mit Engelszungen wurde der Mann überredet und er machte sich ans Werk. Nun packte ihn sein Mechanikerstolz und er lies nicht eher locker bis ein neues Tretlager eingebaut war. Dabei stellte er auch noch fest, dass eine Tretkurbel gerissen war, auch diese wurde flugs gewechselt. Schnell das Rad ins Auto und zum Hotel, wo die übrigen Matschfinder schon ungeduldig warteten, denn an diesem Tag sollte Thüringens Osten befahren werden.Oh wie interessant
plattWegen der Reparaturarbeiten am Bike konnten wir also erst relativ spät starten und schafften an diesem Tag „nur“ 54 Kilometer bei 931 Höhenmetern, die es allerdings vom Streckenprofil her in sich hatten. Kleinere Pannen wie lose Schuhcleats oder platte Reifen wurden gemeinsam behoben. Das bedeutet dann, dass der Panneur versucht zu reparieren und der Rest mehr oder weniger interessiert oder feixend zuschaut.

Üwwer de Bersch, dann gehts aach widder runner„Thüringens Bergetour“ nannten wir die Tour für unseren letzten Tag. Und der Name war treffend.  Führte sie uns doch zum Beerberg, der mit 982 m höchsten Erhebung des Thüringer Waldes. Dabei gelang es sogar eine Strecke von ca. 500 m um einen Berg herum, in eine Überquerung des Berges mit einer geschätzten Steigung von 25%, manche behaupten 100%, um zu wandeln. Getreu dem Matschfindermotto: ”Wir fahren über den Berg, nicht drumherum!!” Wieder über 80 Kilometer bei fast 1600 Höhenmetern, bilanzierten wir am Abend erschöpft  und machten uns gleich daran, die verbrauchten Kalorien und Mineralien mit Hilfe von Flüssignahrung in Form von Weizenbier auszugleichen.
Dem Vernehmen nach sollen dabei sogar persönliche Rekorde aufgestellt worden sein, was angeblich sogar zum teilweisen Verlust der Muttersprache geführt haben soll.  Aber – Gott sei Dank gibt es eindeutige Fotodokumente, die chronologisch Heit wars gudd.nachvollziehbar die Fitness des Bikers bis weit nach Mitternacht belegen.

Heit wars aarisch gudd!Zum Schluss stimmten alle 10 Teilnehmer in der Beurteilung der Tour überein: Es war toll.
Der Rennsteig war ein Besuch wert und hat sich in jeder Hinsicht als fantastisches Mountainbikeareal erwiesen. Unterkunft und Verpflegung ließen keine Wünsche offen. Die Gastfreundlichkeit der „Einheimischen“ war sprichwörtlich. Zusammengefasst hat das ein Biker mit den Worten . „Hier waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal“.

Dieser Bericht wäre aber unvollständig, würde er nicht den Dank der ganzen Truppe an unseren „Oberbiker“ Gerhard Herding enthalten. Mit viel Aufwand hat er die Touren perfekt ausgearbeitet und zusammengestellt, hat Informationen zu Sehenswürdigkeiten gesammelt und  uns vor Ort sicher zu allen angepeilten Zielen geführt. Fahr´ma hald hämm.
Sonntags verabschiedete sich Thüringen mit Tränen von uns, es regnete was die Wolken hergeben konnten . Dafür empfing uns das Saarland mit Sonnenschein, so dass wir die Tour in unserem Dopingzentrum am Rosengarten noch einmal Revue passieren lassen konnten. Da jedoch einige angeheiratete Bikersfrauen anwesend waren wurde P.´s Motto: “Isch saan nix!” beherzigt.Hallo....

 

 

PS: Von der Telekom erhielten wir ein anerkennendes Schreiben, in dem weniger unsere sportlichen Leistungen, sondern viel mehr der Beitrag unserer beiden ledigen Biker zur Umsatzsteigerung im Mobilfunkgeschäft hervorgehoben wurden. In jeder Pause nutzten sie die Gelegenheit und wärmten sich ihre Ohren am Handy.