Biker´s Himmelfahrt nach Meiringen/CH vom 28.05. – 01.06.03 Im Schatten der
Eigernordwand
27.05.03 Elversberg
Die alljährliche Himmelfahrtstour der Matschfinder steht wieder vor der Tür. Auflauf von himmlischen Gefährten und Bikern vor dem Haus des
Bikers mit der Werkstatt im Keller. Räder werden ausgeladen und gleich danach unter der Oberaufsicht von Staubiker P.K. in einem Anhänger deponiert. Unserer Führer beharrt darauf, dass
Schutzbleche bei einer Tour in den Alpen nichts verloren hätten. Er lässt sie ausladen, nimmt seine aber heimlich mit und präpariert sein
eigenes Bike damit doppelt und dreifach, wie man an der authentischen Aufnahme unschwer erkennen kann. Transparente werden von H.M, der im Tale wohnt, ausgepackt, angeklebt und wasserfest präpariert. Fleißige Biker dokumentieren die Aktionen für die
Nachwelt. Innerhalb kurzer Zeit ist der Spuk vorbei, die Klappe fällt, der Anhänger wird in einer Remise für die Nacht untergestellt. Frohgemut machen sich
die Biker auf den Nachhauseweg, nicht ohne sich für die folgenden Tage noch einmal eingestimmt zu haben.
28.05.03 Anreise
Pünktlich früh morgens fährt der Bus mit Hänger vor und sammelt die 9 reisewütigen Biker ein. P.J und J.Sch. aus dem mütterlichen Weg, unten im Tal, schließen sich mit einem Auto an. Es geht los in Richtung Meiringen im Haslital des Berner Oberlandes. Täler die oben liegen
sollten für Biker normalerweise schon ziemlich verdächtig sein. Aber nichtsdestotrotz herrscht eitel Sonnenschein, sowohl im Bus als auch
draußen beim Wetter. Lockere Sprüche fliegen hin und her. Oberfahrer B.O. chauffiert uns rasch und ohne Probleme bis Basel. Die Schweiz
empfängt uns passend zu ihrem Kreuz in der Flagge: Baustelle, Verkehr, Stau und eine Rast. Danach setzt sie noch ein kolossales Gewitter zur Begrüßung ein. Uns Fahrer nimmt eine längere Abkürzung von der Autobahn weg, direkt über die Berge, dabei verzieht sich das
Gewitter, die Sonne strahlt unsere Biker an. Unbeschadet erreichen wir unser Domizil, das Hotel Rebstock in Meiringen.
Umtriebige Geschäftigkeit beginnt, Räder werden hervor gezerrt, Gepäck wird sortiert und auf die Zimmer transportiert, erste Erkundungen der Umgebung werden vorgenommen
.
Pünktlich zum Essen versammeln sich die 11 Biker um die ersten Kübel (Anmerkung: Schweizer Ausdruck “va e Häbsche voll Biehr”; die Redagtion) zu leeren. Neben der guten Küche lernen die
himmlischen Biker eine besondere Spezialität unserer Unterkunft, des Hotels Rebstock, kennen, die
insbesondere für das Training schneller Hände geeignet ist. Über dem Tisch lauern auf einem
wunderhübsch weiß lackierten Träger einige hundert Schweizer Kampffliegen, die den wackeren Bikern
das Essen streitig machen. Aber der zweite und dritte Kübel, so wie die guten Reaktionen unserer austrainierten Biker, in Verbindung mit einer ausgefeilten Technik („Muschd´se von hinne angreife! Sie schbringe noo hinne weg!“ – „Muschd nuur schnäller als se sinn, unn ähnfach druffhaue!“), machen
schnell dem einen oder anderen Flieger den Garaus. U.R. nimmt noch einen Kübel, die anderen schließen sich an.
Zur Verdauung macht die Truppe noch einen Rundgang durch die Gemeinde und inspiziert die diversen Kübeltankstellen. Dann geht’s mit
freudiger Erwartung der ersten Tour in die Falle, wo der erste Schnarcher den Kampf um den tiefsten Schlaf erwartungsgemäß gewinnt.
29.05.03 Brienzer See - Lauenen – Aareschlucht (52,5 km, 1200 hm, 3:40 h)
Nach dem Frühstück mit Gelegenheit zur weiteren Verfeinerung der Fliegerabwehr, treffen die Biker im
Hof des Hotels sich und ihre geliebten Bike´s. Die Sonne strahlt mit den Bikern um die Wette. Flaschen
und Taschen sind mit Proviant gefüllt, jeder untersucht noch einmal sein Bike. Alle sind zufrieden, die
Ketten sind geölt, die Schaltungen eingestellt, Bremsen werden getestet, alles Bestens. Nur am Fully von
H.M. scheint die Verbindung zwischen hinterem Dämpfer und Rahmen etwas ungewohnt aus zu sehen.
Die Spezialisten, das sind eigentlich alle, müssen ran, sie begutachten die etwas hervorstehende Schraube und geben die unterschiedlichsten Gutachten ab.
Die Expertengruppe einigt sich dann auf „Ab!“ für die Schraube, die sich auch ohne Murren und
Werkzeug aus ihrem angestammten Loch herausziehen lässt. Ersatz musste her um die Tour für H.M. zu
retten. Er nahte in Form eines 6er- Inbusschlüssels, der mit einer Sicherung von Kabelbindern und Gewebeband an seine neue Aufgabe als Dämpferhalter angepasst wurde. Endlich rollt die Truppe vom Hof und locker und flach nach Brienz, wo der See die Biker blau glänzend empfängt.
Schnell ein paar Bilder zur Erinnerung, St. W. rekrutiert kurzer Hand eine kurz berockte Assistentin, welche die gesamte Schar digital verewigt.
Weiter geht’s und nun endlich, dem Schweizer Revier angemessen, auch bergauf, getreu dem ersten Motto: „Nur
wer bergauf fährt hat nach her eine super Abfahrt!“ und dem zweiten Motto der Matschfinder: „Matschfinder fahren über die Berge, nicht drum herum!“.
Bei einer Rast staunen alle über unser aus Bremerhaven oder so ähnlich stammendes Nordlicht U. R. Er zaubert als einziger eine echt saarländische
Spezialität aus seinem Rucksack hervor: “Oh leck. E ganzer Ringel Lyoner!”
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Am teueren Designer Bike von Th.K. besinnen sich die
italienischen Formula Scheibenbremsen ihrer Herkunft. Die Arbeit bei einer langen Abfahrt ist ihnen zu
stressig, sie stellen ihre Arbeit komplett ein und Th. muss den Berg hinabschleichen. Die anderen lassens
dafür um so mehr fliegen. Der Erste der fliegt ist M.M., der auf einer wunderschönen, steilen und
geschotterten Abfahrt durch den Wald, die noch mit Querhölzern und Steinplatten garniert ist, sein
Vorderrad abschmieren lässt. Er wickelt sich elegant vom Rad weg, bei dem sich wiederum der Lenker samt Bremshebel ums Oberrohr
wickelt. Der Bremshebel hat seitdem eine ergonomisch interessante Form. Nach dem alles gerichtet ist geht’s weiter.
Die nächste Schotterabfahrt (Danke Gerhard!) in Form eines breiten Forstweges wartet schon. Die Truppe sortiert sich, unser Führer hart
-härter-herding wie immer vorne weg, gefolgt von der Rennsemmel P.J. Die anderen folgen wie die Perlen auf der Schnur. Freudenjauchzer
sind zu vernehmen, da durchpeitscht ein lauter Knall das Rauschen der Reifen auf dem Schotter. U.R. hat wohl einen neugierigen Schlauch im
Vorderrad erwischt. Dieser wollte sich die herrliche Schweizer Bergwelt auch einmal betrachten, schlagartig entlässt er seine eingesperrte Luft bei Tempo 40. Der Mantel löst sich auf einer Seite von der Felge und gibt den Weg für den Schlauch frei, was dieser aber nicht überlebt. U. zaubert und bringt
sein Bike nach etlichen Metern sturzfrei zum stehen. Die Truppe versammelt sich und macht eine Schadensaufnahme. Der Schlauch
ist hinüber mit einem Loch, das größer ist als das restliche Gummi. Der Reifen hat von der Felge auf einer Seite rundherum mehr oder
weniger große Sehschlitze, die Felgenhörner haben vom Schotter schöne, scharfe Grate. Die Reparatur beginnt, der Mantel wird mit diversen Bandagen aus
Gewebeband innerlich verarztet. U. sinniert, dass man die scharfen Kanten an den Felgen am besten mit
einer Feile entschärfen könnte. Er ist bass erstaunt, als P.K. aus seiner Satteltasche ein Exemplar dieser Werkzeuggattung hervorzaubert.
Schnell ist nun der Schaden behoben und die Tour kann fortgesetzt werden. Kann stimmt nicht, könnte müsste es heißen, den P.J. telefoniert
noch für etwa 20 Minuten. Er ist, wie er sagt, zwar kein „Frauenversteher“, wohl aber ein „Frauentelefonierer“, vor allem wenn die Flamme noch neu ist.
Zufrieden treffen die Biker in Meiringen ein, wo der erste Kübel im Freien, vor dem Pavillon eines
Hotels eingenommen wird. U.R. erhält aus dem Ersatzteilfundus einen neuen Satz Reifen. Auf der
Wiese hinter dem Hotel entdeckt er noch einen Satz Laufräder, des Typs schrottreifes Antiquariat,
aber er ist der Meinung, dass man diesen wieder aufpolieren könne und damit noch viel Freude haben könnte.
Beim Abendessen werden die Ereignisse des Tages unter Zuhilfenahme diverser Kübel verhackstückt, ebenso wie einige der neugierigen Kampffliegen. Hierbei kann man beobachten,
dass die Taktiken der Biker immer ausgefeilter werden.
30.05.03 Zur Wandelalp (54,6 km, 1300 hm, 4:10 h) Neues Frühstück mit Fliegenbegleitung, die Sonne lacht. Die Räder werden gescheckt. Der
Inbusschlüssel am Fully hält noch bombensicher, die italienischen, divahaften Scheibenbremsen bremsen auch wieder.
Auf die Räder und los in Richtung Wandelalp auf eine Höhe von ca. 1850 m. Das bedeutet nach einer Einrollstrecke von 1-2 km geht es dann zuerst mal 1200 m an einem Stück hoch. Die Truppe
kurbelt unverdrossen Meter um Meter nach oben, findet auch noch Zeit die Aussicht zu genießen. Obwohl böse Zungen behaupten, das genießen der Aussicht sei nur eine Finte, in Wahrheit müsse der Biker anhalten um nach Luft zu schnappen. Das mag wo anders durchaus der Fall sein, aber nicht bei den
Matschfindern; und wenn es so wäre, würde es keiner zugeben, allenfalls könnte man in Erwägung ziehen, das einer der Kübel am Abend vorher nicht ganz astrein gewesen sein könnte.
Oben angelangt werden die Bikes malerisch in der Landschaft dekoriert, Proviant wird ausgepackt
, eine wohlverdiente Pause ist angesagt. Eigentlich sollte der höchste Punkt der Tour erreicht sein, aber unser Führer entdeckt, dass der Pfad sich noch weiter den
Berg hoch windet. Also, wieder auf die Bikes und hinauf. Die Truppe landet in einem hochmoorartigen Gelände, welches eine grandiose Aussicht bietet und die Räder
auch schön festhält, damit die Biker ja nicht zu schnell fahren. Endlich geht es wieder abwärts. Zuerst über Asphalt, dann biegt man auf einen Forstweg ein. Die
zickigen, italienischen Bremsen verabschieden sich wieder und Th.K. schleicht über die Straße ins Tal. Für den Rest der Truppe beginnt nun - booäääh - eine schön steile Abfahrt durch den Wald, die mit
dicken Steinen und Laub garniert ist. Alle schieben ihren Hintern hinter (deshalb Hintern; die Redaktion)
den Sattel, zwecks Verlagerung des Schwerpunktes. U.R. gibt eine neue Probe seines fahrtechnischen
Könnens. In Zeitlupe lässt er sein Vorderrad weg rutschen, das hat er sich am Vortag bei M.M.
abgeschaut. Er hat seinen Stunt wirklich bravourös vorbereitet, in dem er vorher mitten im Wald, kurz
vor einem ziemlich steilen und tiefen Abhang, einen massiven Eisenträger im Wald verbuddelt. Auf diesen rutscht er nun zu, aber er bringt sich und sein Bike jedoch mit einem geschickten Körpereinsatz vor Träger und
Abhang zum Stehen. Er erhebt sich anschließend und nimmt dankbar den aufbrausenden Beifall seiner Kollegen entgegen.
Weiter geht es nun minutenlang bergab, da ein Ruf. Stop! B.O. hält, er hat sich in seinem hinten stehenden rechten Bein einen rückseitigen Oberschenkelkrampf eingefangen. Nach kurzer
ärztlicher Behandlung mit guten Sprüchen (Joo Alder, was haschde dann angeställt? Alles nur Kobsach! Schdrägge moo es Bähn grad! usw.) geht es weiter. Die Truppe verlässt den Wald
und trifft sich auf der Strasse wieder mit den italienischen Bremsen. Eigentlich sollte es nun in
lockerer Fahrt über die Straße zum Hotel gehen. Soll das für heute schon alles gewesen sein. Nein, die geschulten Augen von B.O.
entdecken auf einer Wiese eine stracks talwärts führende Spur mit einer Wegmarkierung. Das sieht viel versprechend aus. Unser Führer
begibt auf eine Inspektionstour und verschwindet im angrenzenden Wald. Suuppii-Rufe locken die Truppe hinterher. Die Abfahrt ist gerettet und matschfindermäßig angemessen.
Im Tal angekommen wird noch schnell ein Schlenker nach Brienz gemacht, damit noch ein paar Kilometer zusammenkommen.
Der Pavillon wird erneut besucht, da dort Kübel von kurzhaarigen, lachenden Wesen aus östlichen Gemarkungen herbei getragen werden.
Beim Abendessen werden die Ereignisse und die Kampfliegen wieder mit Hilfe von Kübeln, von denen man immer noch einen nehmen kann, noch einmal verhackstückt.
31.05.03 Nur zwei Berge: Große und Kleine Scheidegg (99,55 km, 2550 hm, 9:56 h)
Am Samstag steht eine fahrtechnisch einfache Tour bevor. Sie umfasst nur zwei Steigungen auf guten, breiten Wegen, zwei Abfahrten und ein längeres Flachstück an diversen Seen vorbei.
Nach dem Frühstück, mit einer Bestandsaufnahme der Kampffliegenpopulation schwingt sich die Truppe
bei strahlendem Sonnenschein auf die Sättel, rollt sich zwei Kilometer ein und nimmt die erste Steigung in
Angriff. Die Truppe sortiert sich, P.J. und J.Sch. wie immer vorne. U.R. hält mit, der Autor sichert wie
immer den hinteren Teil der Gruppe. Die Sonne brennt, der Mund ist trocken, der Kopf denkt nur an
Kübel. Die Kübelbilder werden immer größer, die Berge voraus erscheinen mit ihren weißen Gipfeln
auch schon wie schaumgekrönte eiskalte Kübel. Auf der Strecke herrscht reger Verkehr. Busse karren Touristen hoch, andere Biker strampeln sich nach oben.
Ein Flachstück bietet etwas Erholung vor den letzten Kilometern zur Großen Scheidegg. Links voraus
ragt eine steile Wand empor, die für kurze Zeit zum meist fotografiertesten Berg mutiert, da St. W. sie für die Eigernordwand hält. Doch die hält sich noch im Hintergrund verborgen.
Endlich ist der erste Gipfel mit der Großen Scheidegg in nicht ganz 2000 m Höhe erreicht. Getränke
werden gefasst, Riegel konsumiert, die weitere Strecke wird inspiziert. Knapp 900 m tiefer erkennt man
Grindelwald, links ragt die echte Eiger Nordwand empor und weit voraus ist im Dunst der Sattel der Kleinen Scheidegg zu erkennen.
Die bevorstehende Abfahrt lockt die Biker auf ihre Geräte. Auch Th. K. kann
endlich mitheizen, er hat sich bei einem örtlichen Fahrradhändler Ersatz für sein mit italienischen Scheibenbremsen bestücktes Bike beschafft. Bei dieser Gelegenheit lies
H.M., der aus dem Tal, den treuen Inbus an seinem Fully gegen einen handgeschnitzten Bolzen austauschen. Nicht ohne sich dabei einen Vortrag über die
Fähigkeiten unseres hiesigen Radhändlers, der ihm ja den vorherigen Bolzen eingebaut hatte, anhören zu müssen.
Schnell ist Grindelwald erreicht, es stellt sich die Frage nach einem geeigneten Platz
für eine Mittagspause. P.J. meint, dass etwas außerhalb des Ortes, direkt am Weg, ein sehr gutes Lokal läge, in dem er beim Schifahren des öfteren schon eingekehrt sei. Das etwas außerhalb entpuppt sich als eine mehrere Kilometer lange Steigung, die
locker 300 Höhenmeter überwindet. Dann der Ruf „Doo voorne iss es!“. Stimmt, das
Lokal ist da, aber leider geschlossen. Ein Getränkeautomat und ein Brunnen haben jedoch geöffnet. Die weitere Wegbeschreibung von P.J. („ Däär Wääh doo schlängelt
sisch ganz leischd unn äänfach doo nuff!“) stimmt unsere Biker froh. Doch auch die Wegbeschreibung entpuppt sich als nicht ganz korrekt. P.J. ist diesen Weg zur
Kleinen Scheidegg bisher immer in umgekehrter Richtung mit Skiern heruntergebrettert, wobei der Schnee wohl die gröbsten Unebenheiten und Steigungen
zugedeckt hat. Schnaufen ist angesagt. Eiger, Mönch und Jungfrau können das nicht mehr länger mit anschauen und bedecken ihre Häupter mit Wolken. Auch die Sonne verzieht sich um den Bikern nicht
noch mehr einzuheizen. Der eine oder andere Biker wendet den Foto- und Aussichtstrick an um sich ab und zu eine
Pause zu verschaffen. Denn egal wie´s Wetter ist, die Landschaft muss auf Film oder Chip eingefangen werden behaupten die Fotografen. Langsam werden die Hotels auf der Kleinen Scheidegg größer. Zum
Abschluss des Aufstieges auf etwas mehr als 2000 m steht noch eine Schiebepassage an. Der Weg ist ausgefahren, schottrig und steil.
Nachdem auch der letzte der Truppe, der Autor dieser Zeilen, oben angekommen ist, statten die Biker der ansässigen Gastronomie einen Besuch
ab. Die Preise sind der Berghöhe angepasst. Eine Bratwurst mit einer dicken Brotschnitte ist für
läppische 7 sFr. zu erwerben. Ein 0,3 l Getränk kommt schon für 5 Fränkli über die Theke. Da wird so gar der Himmel traurig, er verfinstert sich und grollt.
Während die Biker ihr opulentes Mahl verzehren haben sie Gelegenheit das Treiben an dieser
hoch gelegenen Bahnstation zu begutachten. Diverse Züge haben die unterschiedlichsten Nationen nach oben transportiert. Wir bestaunen ostasiatische Digitalkameras mit geschlitzten Augen, kurzhosige Sandalen mit weißen Socken,
trachtenlodige Damen mit Bauernmalerei im Gesicht. Alles da. Die Truppe hetzt an P.J., er möge doch vor den Digitalkameras den einen oder anderen Jodler zum Besten geben und anschließend
mit seinem Helm etwas für die Aufbesserung der Reisekasse zu tun. Aber er ziert sich, er ist viel zu schüchtern, er saaht nix.
Der Himmel grollt immer noch, die Truppe stürzt sich auf Schotterwegen ins Tal. Dabei wird ein neuer Geschwindigkeitsrekord gebrochen. Der Tacho des Autors zeigt eine
Maximalgeschwindigkeit von 375 km/h an. Wengen ist erreicht, Eigerfotograf St. W. hat platt, G. H. steife Finger. Das kommt wahrscheinlich vom vielen bremsen. Über einen Fußweg mit je einer Spitzkehre so nach allen 20 Metern geht es steil ca. 100 - 200 Höhenmeter bergab.
Nun geht es flach nach Hause. Die Truppe formiert zum Windschattenfahren und rauscht durchs Tal ins
ungefähr 40 km entfernte Meiringen. Fahrer auf Rädern mit gebogenem Lenker und schmalen Reifen
bilden eine willkommene Abwechslung und sorgen dafür, dass der Schnitt hochgehalten wird. Verzweifelt
versuchen einige von ihnen der Truppe davon zu fahren. Aber ein Matschfinder lässt sich so schnell nicht
abhängen, vor allem nicht wenn er im Windschatten so lange hinterher fährt, bis seine Zugmaschine platt ist. Und erst recht nicht, wenn der Bügellenkerfahrer vorher so cool geguckt hat.
Zum Abschluss der Tour versammelt sich die Truppe erneut im Kübelpavillon und nimmt isotonische Getränke zu sich. Der Himmel beginnt angesichts solcher
Leistungen zu weinen, das Markisendach des Pavillons sammelt eine Menge dieser Himmelstränen und schüttet sie mit Unterstützung des Windes über unserer Rennsemmel aus. Zurück im Hotel kümmert sich die Truppe wieder um die Fliegen
und das wiederholte Füllen und Leeren von Kübeln. Bei weiteren Kübeln bewundern die Biker anschließend vor dem Hotel einen grandiosen Gewitterhimmel.
01.06.03 Flachetappe zum Ausfahren und Genießen (32,45 km, 76 (!) hm, 1:38 h)
Nach dem letzten Rendezvous mit den Kampffliegen bricht die Truppe noch zu einer kleinen Abschlussrunde auf. Tempo, Streckenverlauf und Lockerheit erinnern an die Schlussetappe der Tour de France. Fotos werden geschossen, Scherze
fliegen hin und her. Nur U. R. stürmt ab und zu nach vorne und wartet, wie immer, an der nächsten Kreuzung auf den Rest.
Danach heißt es leider Abschied nehmen von den Fliegen, den Bergen und sonstigen Schönheiten der Schweiz. Die Räder sind verstaut, die Truppe sitzt im Bus und Oberfahrer
B. O. kutscht uns in gewohnter Manier nach Hause. Da heißt es aussteigen, wieder eintauchen in den Alltag und auf die nächste Tour zu warten.
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