Impressum

Transalp08

Von eindrücklichen Landschaften, abbenen Ventilen und Pedalen
Transalp 200
8

Übersicht:Transalp08

1. Vorbereitung
2.
Imst – Sur En
3.
Sur En – Santa Maria
4.
Santa Maria – Santa Catherina
5.
Santa Catherina – Cedegolo
6.
Cedegolo – Ledrotal
7.
Ledrotal – Riva
8.
Fazit

 

 

Vorbereitung

Nachdem wir im Jahre 2007 von Elversberg aus mit dem Rad eine Vogesendurchquerung, von Nord nach Süd, nur mit dem Rucksack und ohne Begleitfahrzeug gewagt hatten, sollte es nun doch wieder über die Alpen zum Gardasee gehen. Die Erfahrung, das gesamte Gepäck für eine Woche nur im Rucksack mit zu führen, will keiner der Teilnehmer missen, aber so ein Begleitfahrzeug mit einem guten Fahrer, der den Spruch: “Nää, das mach isch  ned!” ned kennt, macht die Tour doch etwas einfacher. Auch die Unterkünfte und die Frühstücke in Deutschfrankreisch waren, trotz einiger Unkenrufe im Vorfeld, ganz gut. Was bei dieser Tour aber fehlte, war dieses Gefühl, nach einer Woche auf dem Rad, am Ziel vorm Gardasee zu stehen und dann mit voller Montur hinein zu springen und nur noch zu entspannen. Von den danach folgenden Kübeln und kulinarischen Genüssen ganz zu schweigen. Bei der Vogesentour fuhren wir von Zuhause los und kamen auch wieder Zuhause an, es war mehr so ein Gefühl, als hätten wir die Samstagstour etwas länger ausgedehnt und das nach gut 780 km. Völlig unspektakulär das Ganze!
Das sollte in diesem Jahr wieder besser werden, die Parole „Es geht wieder über die Alpen!“ machte in Matschfinderkreisen die Runde, drang durch die Ohren zum Gehirn vor und nistete sich bei 13 Bikern dauerhaft dort ein. Zumal sich herumsprach, dass als Fahrer des Begleitbusses, der wohl beste Mann für diesen Job gewonnen werden konnte, nämlich P.K., der uns schon auf der legendären 2005er Überschwemmungstour gefahren hatte. Diese große Zahl von Teilnehmern stellte unseren Guide vor ganz neue Herausforderungen. Übernachtungsmöglichkeiten waren nun nicht mehr so leicht zu finden, wie für eine kleinere Gruppe. Die Etappenplanung war daher nicht ganz einfach, zwei Erstüberquerer hatten sich angemeldet, wie sind die drauf? In den Bus passen nur 8 Biker mit ihren Untersätzen und Gepäck, wie kommen die Übrigen zum Startpunkt und vor allem nach der Tour wieder vom Gardasee aus zurück zum Ausgangspunkt?
Aber ein Guide wäre kein Guide, wenn er solche kleinen Probleme nicht in kurzer Zeit gelöst hätte, obwohl er sich manchmal bei heimischen Touren vergeit. Dies kommt aber nur dann vor, wenn der Weg alle ist.Kurzer Langachser
Eines Tages war es soweit, die Tour stand. Da es auf Grund des Familienurlaubs einiger Teilnehmer frühestens erst sonntags am 27.08. losgehen konnte, wurde als Startort Imst in Tirol anvisiert. Ziel sollte wie immer Riva am Gardasee sein.
Fiel Blads hammer!Der Bus wurde gechartert, ein extra langer Langachser war bestellt, geliefert wurde ein kurzer Langachser. Diese Tatsache stellte unser Logistik- und Stauteam beim sonntagmorgendlichen Bus bepacken zuerst vor ein kleineres Problem. Aber mit einer neu entwickelten Gepäck- und Räderverstaumethode bekamen wir alles im Bus unter und hatten selbst sogar noch Platz zum Sitzen. Das Gepäck stand diesmal unten, die Räder wurden mehr oder weniger hochkant im Gepäckraum stehend aufgehängt.
Pünktlich um 12 Uhr ging es los. Bei gutem Wetter und problemloser Fahrt erreichten wir gegen 18 Uhr unsere Unterkunft, den Gasthof Alpenrose in Imsterau, wo uns schon unsere beiden Taunusbiker, J.M., der mit dem gebrochenen Innenlager von der 2006er Tour, und sein Nachbar aus Brehmtal im Taunus M.W. Guddes Esse!erwarteten. M. wollte sich zum ersten Mal an einem AlpenX versuchen. Nach dem Zimmerbezug, dem Abendessen nebst einigen Kübelrunden, wurden die Karten ausgepackt und unser Guide gab uns noch einmal einen Überblick der Routenplanung und der zu erwartenden Highlights dieser Tour. Voller Vorfreude ging es dann in die Kojen.Doo fahre ma morje fooorbei!

 

 

 

 

 

28.07.08  Imst – Sur En (78 km, 1900 m auf, 1530 m ab, 5:30 h)Jäädst geeds los!

Der Montag weckte uns mit herrlichem Sonnenschein. Nach dem guten Frühstück folgten noch das obligatorische AlpenX-Startfoto nebst der ebenso obligatorischen Ansprache unseres Guides mit den Ausblicken auf die zu erwartenden Highlights, manche sagen auch Torturen dazu, der beginnenden ersten Etappe. Wie es sich für eine Matschfinderetappe gehört, ging es auch diesmal nach dem Frühstück direkt steil bergauf Richtung Pitztal und Pillerhöhe.Geed gans scheen enuff.


In Arzl mussten wir hinter den Häusern am Waldrand eine steile Wiese hochschieben. Der Spruch einer im Garten arbeitenden Was schnaufds so?hübschen Ureinwohnerin machte uns richtig Mut: „Ja wo wollt’s iehr denn hie, wenn’s jetzt schon so schnaufen tut?“ Wo wir hinwollten wussten wir schon, nach Wenns sollte es gehen und das Schnaufen hatte keiner von uns gehört, noch an sich selbst bemerkt. Wahrscheinlich hatte sie einen Tinnitus, welcher einem alle möglichen Geräusche im Ohr vorspielt. Oder wir sind mittlerweile schwerhörig und gefühllos, was den Vorteil hätte, dass man in einem Massenlager nachts ungestört schlafen kann.Bilderzähler Th. K.



Richtung RechenseeDie Schiebepassage war bald vorbei und wir konnten wieder locker Richtung Pillerhöhe biken. Der tolle Panoramablick wurde mit den ersten, von insgesamt gut 1700 (wie unser Mediengestalter Tom gezählt hat) während der gesamten Tour geschossenen Bildern gewürdigt. Es folgte die erste längere, teilweise steile Abfahrt der diesjährigen Tour über Kauns hinunter nach Prutz im Inntal, dem wir Richtung Rechensee bis zur Mittagspause inRichtung Landeck Pfunds folgten.




Hadd gudd geschmäggt!Nach der verdienten Stärkung mit Pasta und Schorle folgten wir dem Inn bis zur Kajetansbrücke und wechselten dann auf die Straße Richtung St. Moritz in die Schweiz hinein. Die Straße wurde bald wieder zu Gunsten eines Radweges verlassen, was unseren Alpenneuling M.W. aus Brehmtal im Taunus zu einer ersten Grummelaktion veranlasste. Es sei doch viel besser der Straße zu folgen, man wisse nicht ob das der richtige Weg sei. Als ob unser Guide schon jemals nicht den richtigen Weg gefunden gehabt haben däähde, von einer Fronleichnamsprozessions- besichtigungstour während unserer Saarlandrundtour einmal abgesehen. Denn er behauptet heute noch, dass dies nur geschehen konnte, weil er so etwas seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen hätte.
Der Weg hatte ein welliges Profil, mal ging’s hoch, dann wieder runter. Kurz vor unserem Ziel in Sur En ging ein heftiger Regenschauer nieder, anhalten und die Jacken anziehen waren eins. Nummer zwei war, dass der Regen bald wieder aufhörte. Der Anblick von nassen Zelten, auf einem nassen Campingplatz, ließ uns in Erwartung unseres eigenen trockenen Nachtquartiers, das wir dann nach wenigen MinutenGasthof Val Uina erreichten, richtig aufblühen. Wir bezogen unsere Zimmer im Restaurant-Hotel Val Uina. Überall Biker, die wie wir von den Werbefotos in den Bikemagazinen angelockt worden waren.
Viel Bedde in änem Zimmer!Der größere Teil von uns war in einem 10-Bettzimmer mit wenig Auslauf im Untergeschoss einquartiert. Die restlichen Vier bezogen ein Zimmer unter dem Dach, bei dessen Verlassen oder Aufsuchen eine tiefgebückte Gangart angesagt war, um nicht die zahlreich vorhandenen Balken der Dachkonstruktion zu beschädigen.
Beim Abendessen und dem anschließenden Verarbeiten der Eindrücke dieser Etappe, welches durch die Regulierung des Flüssigkeits- und Kohlehydrathaushaltes begleitet wurde, begann es draussen zu regnen. Wir gedachten kurz der Camper auf ihrem feuchten Platz und begaben uns zur wohlverdienten Nachtruhe, welche in dem Zehnerzimmer nur selten von knarrenden Bettgestellen und weiter nicht zu definierenden, geschweige denn zu ortenden Geräuschen sich rhythmisch, bewegender Luft gestört worden sein soll. Im Viererzimmer war absolut nichts zu hören, wie die Befragung der Belegschaft am nächsten Morgen ergab.

29.07.08  Sur En – Santa Maria (43,6 km, 1630 m auf, 1350 m ab, 4:25 h)

Scheen gemiedlisch, ohne Hegdig!Morgens begrüßte uns wieder die Sonne, der Himmel war blank geputzt. Richtig gutes Wetter für eine spektakuläre Etappe, von der wir schon einige Jahre geträumt hatten, seit wir die ersten Bilder der Uinaschlucht in den Hochglanzmagazinen der Bikeindustrie entdeckt hatten. Nach dem Etappenstart ging es zuerst einmal, wie gewohnt ganz unspektakulär, mehr oder weniger steil durch einen Wald hinauf. Noch eine kurze RastGleisch wäärds sbägdaguläär! an der Alm Uina Dadaint und dann weiter zum eigentlichen Höhepunkt des Tages. Nach dem Schild, das zum Tragen oder Stoßen der Räder aufforderte wechselten sich tolle Aussichten mit Kamerabetägigungsaktionen, kurzes Schieben, wieder schauen und staunen laufend ab.

 

 

Gleisch wäärds noch fiel sbägdaguläär!er

Kurts vorm ganz sbägdaguläär!ere

Eindrücklicher Eindruck!

Eindrücklich sbägdaguläär!

Noch eindrücklicher sbägdaguläär!

Jädsd iss es awwer aarisch sbägdaguläär!

Noch viel eindrücklicher sbägdaguläär!

 

 

Der Autor dieser Zeilen hing ziemlich hinten, da viele Bilder zu machen waren. An einer besonders spektakulären Stelle am Einstieg in einen kurzen Tunnel, welche einen guten Blick auf den, in die senkrechte Felswand gehauenen Weg (Genaueres über den Bau dieses Weges erfährt man hier) ermöglichte, wurde er von einem jungen Schweizer Biker angesprochen, der ihn in schönstem Schwyzerdütsch („Gelt, dies sind schon eindrückliche Ausblicke?!“) noch einmal zu einem Rundblick, nebst Fotos und einem sehr zustimmenden „Joo!“ animierte. Diese eindrücklichen Ausblicke begleiteten uns als geflügeltes Wort von Stund an auf den weiteren Etappen.Sammela ma uns. Jädst gehts flach weida.
Am Sammelpunkt nach dem Ausstieg aus der Schlucht erfuhren wir, dass unser Oberstauer P.K. auf die eindrücklichen Momente eher verzichtet und sich möglichst nahe an der Felswand vorbeigedrückt hatte, vor allem an den Stellen, wo an dem etwa   1,5 m breiten Weg, das rostige Stahlseil oder Geländer, das manchmal als Pseudoschutz zu sehen war, vollkommen fehlte.
Nach gut 10 km und etwa 1000 Höhenmetern waren wir oben und bewegten uns auf den Schlinigpass (knapp 2300 m) zu. Die Strecke verläuft relativ flach, ist je nach Können fahrbar, wer´s nicht kann, der schiebt.
Alp08-d3-24kDie verdiente Mittagspause gab’s auf der Sesvennahütte (2256 m, auf den Seiten der Hütte findet man tolle Bilder und auch Videos zur Uina-Schlucht, einfach mal durchklicken) mit einigen Dutzenden anderen Bikern. Zu Nudeln und Schorle erhielten wir gratis wieder eindrückliche Ausblicke.
Auf der manchmal steilen Abfahrt schlug dann der Defektteufel zum ersten Mal bei der Felgenbremsfraktion zu. Am Hinterrad von H.M. aus unserer Talgemeinde war ein Ventil ab geschmort,Das doo war awwer e rischdischer Bladder! die Luft verließ ziemlich hastig den Reifen. Die vor der Tour, zum Schutz vor Reifenpannen, eingefüllte Pannenmilch einer bekannten deutschen Marke, hatte keine Chance das Loch zu stopfen. Bei der Demontage ließ sich der zerstörte Reifen ganz gut melken. Das Felgenband hatte diese Aktion übrigens auch nicht überlebt. Es hatte sich durch die Hitzeeinwirkung total verwickelt und gekringelt, es wurde kurzerhand durch textiles Klebeband ersetzt, welches die restlichen Etappen schadlos überstand.
Scheenie AbfaahrdDie Fahrt ging weiter, immer noch bergab. Auf einem Schotterstück riss es bei D.B. schlagartig das Ventil am Vorderrad ab, dieses stellte sich quer, das Rad bockte und ehe er das Zischen der Luft bewusst registriert hatte, knallte es ihn mit der Schulter auf den Boden. Sein Rucksack und die relative weiche Böschung dämpften seinen Aufprall. Sein Rad bewegte sich dann von der linken Seite des Weges nach rechts hinüber, wo der Autor dieser Zeilen, der rechts versetzt hinter D.B. unterwegs war, durch ein mehr oder weniger gekonntes  Ausweichmanöver eine größere Kollision gerade noch vermeiden konnte. Es gab nur eine leichte Berührung der Hinterräder beider Räder.
Nach dem ersten Schock rappelte sich unser Gestürzter wieder auf, die sofort durchgeführte Kontrolle ergab, dass nichts gebrochen war, größere Blutmengen waren auch keine zu sehen, ausser den zu erwartenden blauen Flecken sollte es keine größeren Blessuren gegeben haben. Seinem Rad ging es nicht ganz so gut, das Vorderrad hatte einen ziemlich großen Achter, eigentlich schon ein Sechszehner. Es drehte sich nicht mehr. Als erste Notmaßnahme wurden die hydraulischen Felgenstopper ausgehängt und zu Fuß ging es noch ein Stück bergab. Nun begann die große Stunde der Es iss widder gerischd!Matschfinderschraubergarde. Mit Hilfe zweier dünnerer Baumstämme, die am Wegesrand lagen, auf die dann die Felge gelegt wurde, einem nicht ganz leichtgewichtigen Matschfinder, der sich auf die Felge stellte und dabei nach genauen Anweisungen dort auf und ab wippen musste, wurde die Felge wieder in Form gebracht. Die Bremsen konnten wieder eingehängt werden, das Vorderrad dreht sich wieder. Mit langsamerer Fahrt und Kühlaktionen für die Felgen folgten wir Obs helfd?der Straße in den Vinschgau, wo in Mals für lumpige 80 € ein neues Vorderrad erstanden wurde. Die Wartezeit beim Umbau überbrückten wir mit Kaffee und Eis. Danach folgten noch lockere 15 km bei 36oC und Sonnenschein bis zu unserem Quartier dem Hotel Stelvio in Santa Maria. Die Terrasse lag so einladend neben dem Haus, dass wir nicht widerstehen konnten. Um den Wirt nicht zu kränken, konnten wir sein Bedürfnis, uns volle Kübel auf die Tische zu stellen natürlich nicht abwürgen, so höflich sollte man in fremden Ländern schon sein und sich den dort herrschenden Gebräuchen unterwerfen.Gastfreindlischer Wird!
Beim Abendessen ließen wir die eindrücklichen Momente noch einmal aufleben und feierten die Auferstehung unseres Pechvogels. Zur Nachtruhe bekamen wir ein 12 -er Zimmer mit etwas Bewegungsspielraum und einer wunderschön quietschenden, metallenen Doppelstockbettschlafanlage, sowie einen Platz in einem 10-er Zimmer, welches noch von zwei anderen Bikern bewohnt sein sollte, zugewiesen. Die beiden Oldies der Tour B.O. und der Autor entschieden sich für die zweite Variante, denn die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass zwei Personen weniger luftbewegungsbedingte Geräusche von sich geben als 10-12 Matschfinder. Zumal die Utensilien der Die quiidsche bestimmd.beiden Fremden im oberen Bett in der hintersten Ecke lagen, es konnte sich also nur um ein Bikerpärchen handeln, wie die Erfahrungen unserer ersten Alpenüberquerung des Jahres 2003 auf der Ehrwalder Alm gezeigt hatten. Dem war tatsächlich so, nachts war nichts zu hören, nur gegen Morgen ließen sich einige leise rhythmische Geräusche vernehmen, die wohl von yogabasierten, sicherlich gesundheitsfördenden Atemübungen her zu rühren schienen.

 

 

30.07.08  Sta. Maria – Santa Catherina (47,5 km, 1610 m auf, 1300 m ab, 4:15 h)

MorgenritualNach dem obligatorischen AlpenX-Morgenritual mit Aufstehen nach zu kurzer Nacht, Frühstück, Bikecheck, Fototermin und Guideansprache starteten wir bei herrlichem Sonnenschein und schon relativ hohen Temperaturen Richtung Umbrailpass. Obligatorischer Weise geht es auch gleich konstant bergauf. Das Fahrerfeld zog sich auch gleich weit auseinander, da es an diesem Morgen nur eine Straße gab, es konnte sich also niemand verfahren. Nach ca. 5 km fällt im hinteren Teil des Feldes bei unserem NeualpenXer M.W. aus dem Hessischen das linke Pedal von der Achse. Mit abbenem PedalFett und Lagerkugeln waren nicht zu entdecken, sie hatten sich wohl schon lange vorher verabschiedet. Der Vorschlag einer anderen Bikergruppe, die Achse von der Kurbel ab zu schrauben und dann den Versuch zu machen, den Pedalkörper mit Hilfe von Steinen und der Straße wieder auf die Achse zu schlagen, scheiterte allein schon an der Tatsache, dass die Achse mittels der mitgeführten Bordwerkzeuge nicht dazu zu bewegen war sich auch nur ein kleines Stück zu bewegen. Sie war in ihrem bisherigen mehrjährigen Leben noch nie nicht bewegt, geschweige denn herausgedreht worden. Der Versuch, die Spitzengruppe mit unserem Guide zu informieren scheiterte an diversen Handyfunklöchern.
Der Pedalbesitzer schob deshalb sein Pedal also so gut es ging wieder auf die Achse und meinte mit konzentriertem Biken und rundem Tritt würde er es schon bis zur Passhöhe schaffen, sprachs, setzte sich auf sein Bike und verschwand. Bis die Reparateure nun ihr Werkzeug wieder verstaut, Rucksäcke und Handschuhe wieder an hatten, war er schon lange aus ihrem Blickfeld verschwunden. Die Drei fahren hinterher, aber er ist und ist nicht zu sehen.
Nix ze siehn vom Pedaleur!In einer Serpentine saß vor dem Restaurant und Aussichtspunkt Alpenrose ein Biker, ein Rad stand vor der Eingangstür, ein freundliches „Hallo“ und weiter folgten die Drei dem Weg zum Umbrailpass. Nach so ca. 1-2 km meinte unser am zweiten Tag gestürzter D.B., dass das Rad vorhin der fahrbare Untersatz unseres Pedaleurs gewesen sein müsste. Die beiden Anderen waren aber der Meinung, wenn dies der Fall gewesen sein sollte, dann würde er sich doch sicher bemerkbar gemacht haben däähn.. Hatte er aber nicht, also weiter kurbeln. Nach einer Kurve mit einem kilometerweiten Blick auf die vor ihnen liegende Strecke wurden sie doch etwas nachdenklich. Der Pedaleur ist weit und breit nicht zu sehen. Der Erklärungsversuch, dass man mit einem Pedal vielleicht viel schneller den Berg hinauf kommt , wurde nicht akzeptiert. Anhalten! Kommunikationsversuche scheiterten erneut an den überall herumliegenden Funklöchern. Ein vorbeDie 3 Reperateure.i kommender Rennradfahrer erzählte von einem schiebenden Biker, den er weiter unten getroffen hätte, also abwarten. Endlich tauchte der Pedalbesitzer auf, das mit dem konzentrierten Biken und runden Tritt hätte nicht so richtig funktioniert, da das Pedal auf der konischen Achse auf Grund unumstößlicher physikalischer Gesetze immer wieder nach außen gewandert sei. Er hätte in dem Gasthaus versucht dem italienischen Besitzer ein Pedal ab zu kaufen, dieser konnte ihm jedoch nur Wein anbieten.
Vorbei kommende andere Biker erhielten den Auftrag oben auf dem Pass bei unserem Guide Meldung zu erstatten. Die folgende Renntaktik wurde noch kurz besprochen, die Drei fahren und versprechen den Shuttlebus zu alarmieren, der Andere geht und stösst dabei sein Rad vor sich her. Für ihn und seine Füße ein sehr persönliches und eindrückliches Erlebnis.
Unser Bus kommt uns entgegen, die Rennräder haben Bescheid gesagt. Oben auf dem Pass waren schließlich alle wieder versammelt und labten sich an der von unserem Busfahrer dargebotenen Erfrischungsmelone mit Wasser. Dabei zieht es wie Hechtsuppe. Bei strahlendem PassfotoSonnenschein trockneten durch den kräftigen Wind wenigstens die Klamotten schnell, trotz bescheidener 14oC. Noch schnell ein Passfoto, wobei die Höhenangaben auf den diversenStilfser Jochstraße mit Tunneleffekt Hinweisschildern um gut 50 Höhenmeter variierten. Da es schon spät geworden war, wurde die geplante Route über die Bocchetta di Forcola zu Gunsten der Straßenabfahrt nach Bormio gecancelt.
Auf dieser Abfahrt hatte dabei jeder seine eigenen eindrücklichen Momente. Einmal waren es grandiose Panoramen, tolle Serpentinen und eine rauschende Fahrt, dann wieder wieder zu kühlende Felgen nebst zu richtenden Reifen und Ventilen.
Feines Fudder.In Bormio hatte sich dann unser Hesse M.W. einen neuen Satz Pedale und wir etwas zum Futtern gefasst. Die verbliebenen 13 km und ca. 500 Höhenmeter bis nach Santa Catharina zum Hotel Thurwieser waren schnell zurückgelegt. Wir waren nun früh dran, kurz vor 16 Uhr fassten wir die ersten Getränke. Endlich wieder Zweierzimmer, breite Betten, tolle Duschen. Um 17:45 Uhr saßen wir alle wieder auf der Terrasse, es begann obligatorischer Weise zu regnen.Haus mit 2-Bettzimmern
Da es in unserer Unterkunft kein Abendessen angeboten wurde, begaben wir uns zu einer befreundeten Pizzeria, wo wir vorzüglich speisten und vor allem von den Variationen auf der Getränkekarte angetan waren. Zum Abschluss des opulenten Mahles spendierte der Chef noch einen hauseigenen milchig weißen Likör.
Am Nebentisch saßen drei Bayern nebst zwei Begleiterinnen, die auf einer geführten Profitour am nächsten Tag die gleiche Route vorhatten wie wir.

 

31.07.08  St. Catherina – Cedegolo (69,5 km, 970 m auf, 2180 m ab, 3:49 h)

Morgens empfing uns der Himmel mehr oder weniger stark bewölkt, die Sonne tauchte jedoch pünktlich zur Abfahrt wieder auf, wohl auch deshalb, weil sie nachschauen wollte ob unser Guide auch tatsächliche seine obligatorische morgendliche Tagesetappenvorausschaurede so eindrücklich wie immer präsentieren würde. Tat er, sie war zufrieden und schien strahlend über uns.
Als pflichtbewusster Matschfinder hatte unser gräflicher Adli ger seine Habseligkeiten auf dem Zimmer korrekt und akkurat verpackt. Weniger korrekt war dabei die Tatsache, dass er sein, für diese Etappe vorgesehenes Matschfindertrikot, ebenfalls akkurat in den Tiefen seiner Tasche versenkt hatte. Es folgte für seinen Zimmermitbewohner nun eine eindrückliche Szene. Die Tasche öffnen, das Trikot suche, finden, herausnehmen und anziehen waren Eins. Besonders eindrücklich war die Tatsache, dass beide Träger seiner Radhose unten aus dem Trikot heraushingen. Die Frage, ob dies einen besonderen, vielleicht modisch bedingten Grund habe, wurde nicht beantwortet. Die Aktion ging eindrücklich weiter, Trikot ausziehen, Träger hochziehen, Trikot wieder anziehen, fertig. Alles Gepäck zusammensuchen, runter zur Rezeption und noch schnell bezahlen. Schnell sein musste auf einmal auch unser Adliger, die am Abend zuvor verzehrten Kohlehydrate drückten ihn, also ins stille Kämmerchen zum abdrücken wegtreten. Zurück an der Rezeption musste er feststellen, dass seine beiden Träger schon wieder runter hingen, dies war aber auf Grund des vorangegangenen Trainings auf dem Zimmer schnell wieder gerichtet.Komm isch mach da emool e Bild.
Endlich konnte es losgehen, obligatorischer Weise ging es über 14 km von rund 1875 m hinauf zum Passo Gavia mit 2665 m Höhe. Die beiden bayrischen Damen vom Vorabend schienen an Verfolgungswahn zu leiden, so schnell wie sie an uns vorbei den Berg hoch stürmten. Ihre männliche Begleiter ließen es wie wir eher gemächlich angehen, denn man will ja auch etwas von der Landschaft sehen, behauptete der Kopf, die Beine haben es dankbar zur Kenntnis genommen.
Noch ein PassfotoOben gab es eine kurze Sammelpause, unser Adel zog sich kurz um, diesmal hängt nur ein Träger herunter, welch eindrücklicher Fortschritt. Auf der nun folgenden Abfahrt hatte jeder wieder, genau wie am Vortag seine eigenen eindrückliche Erlebnisse. Einmal waren es auch hier wieder grandiose Panoramen mit Reifen- und Ventilrichtaktionen, dann wieder Erlebnisse in einem stockdunklen Tunnel mit einer Rechtskurve, so dass die Ausfahrt nach der Einfahrt nicht zu sehen war. Eigentlich wollten wir ihn über die ehemalige alte Straße umfahren, diese war aber durch eine Baustelle versperrt. Also hieß es trotz fehlender Lampen in dieses dunkle, pechschwarze Loch hineinfahren, in der Hoffnung, dass wir nicht von Motorradfahreren abgeschossen würden. Einige von uns hatten Glück, entgegenkommende Autos leuchteten die Fahrbahn aus, andere sind abgestiegen um sich tastender Weise wieder der rechten Tunnelwand anzunähern, damit die Orientierung wieder stimmte. Dieser Abfahrt erster Teil führte uns hinunter nach Ponte di Legno auf ca. 1250 m, wo wir uns zur Mittagspause wieder mit unserem Busfahrer P.K. trafen. Unser Hosenträgerfetischist zog diesmal zur Abkühlung sein Unterhemd aus und schaffte es tatsächlich danach beide Hosenträger im ersten Anlauf unter dem Trikot zu verstauen. Sehr eindrücklich das Ganze! Die vorangegangenen Aktionen sollen dabei aber in keinem, wie auch immer gearteten Zusammenhang mit dem am Abend zuvor in einer Pizzeria verzehrten Vino Rosso, dem milchigen, kostenlosen VoV-Pizzeriaspendierlikör und einem Fernet gestanden haben.Schmalie Schdrooß mit laahme Audos!
Gut gesättigt ging es immer noch hinunter nach Edolo bis auf ca. 570 m, insgesamt 50 km tolle Abfahrt konnten wir dabei genießen.
Bei diesem Streckenabschnitt wurde die Straße manchmal so schmal, dass nur ein Auto vorbei passte. Fahrer dicker Geländewagen bremsten uns auf unserer Fahrt ins Tal, die Motorräder waren in den kurvigen serpentinengespickten Abschnitten auch nicht schneller als wir. Eindrücklich war ebenfalls noch der Geschmackstest an einer umbauten Heilquelle unten im Tal, die eigentlich nur dazu geeignet schien, den örtlichen Medizinern neue Patienten zu rekrutieren und damit ihre eigenen Bankkonten aufzufüllen.
D.B. traute nach seinem Reifenplatzer, trotz der Versicherung des Radhändlers, dass so etwas bei neuen Felgen nicht vorkommen tun däähde, der ganzen Sache noch nicht so richtig. Er hielt des Öfteren an um den Felgen Gelegenheit zum Abkühlen zu geben und den Sitz der Ventile zu kontrollieren. Am Hinterrad musste zweimal der Schlauch wieder gerichtet werden, das Vorderrad war nun immer o.k., der Radhändler schien recht gehabt zu haben. Er kam auch unbeschadet unten an, wo er ehrlich zugab, dass bergab sein Kopf noch nicht ganz frei sei. „Unn wenn isch hämmkomme, dann kaaf isch mir e Rad med ganz große Bremsscheiwe“ (Anmerkung der Redaktion: direkt nach der Rückkehr von unserer Alpentour hat er sich ein Rad mit 210er Scheiben gegönnt).Kaffeestopp
Anschließend noch ein paar Kilometer flach mit einem kurzen Kaffee- und Eisstop, dann noch einen steilen Stich 50 Meter hoch zum Hotel Grazioli in Sellero. Die Räder parken, Wenigbettzimmer beziehen, duschen und vorm Hotel große Bier bestellen. Dieses Programm entschädigt für alle Mühen des Tages. Es besteht mittlerweile ein mehr oder weniger begründeter Verdacht, dass die Dauerteilnehmer der Matschfinderalpenüberquerungen eigentlich nur wegen dieses Programmpunktes mitmachen und die ganzen eindrücklichen Panoramen und Berge eigentlich nur im Vorbeifahren mitnehmen.Motivationsprogramm
Da der Bierglasvorrat unserer Unterkunft etwas eingeschränkt war gibt es abwechselnd große und kleine („due per uno“) Gläser. Pünktlich gewittert es um kurz nach 17:00 Uhr und es fallen ein paar Tropfen.
Beim anschließenden Abendessen (Salat, Lasagne, Schnitzel mit Kartoffeln, Bohnen, Nachspeise, Nektarinen, Birnen, Wein und Wasser) werden die Erlebnisse noch einmal, teilweise unter Zuhilfenahme einiger Kübel, ausgetauscht.

01.08.08  Cedegolo – Ledrotal (80,8 km, 2300 m auf, 2066 m ab, 6:33 h)

Due per uno!Nach der obligatorischen Morgenansprache ging es bei eindrücklichem Sonnenschein auf die vorletzte Etappe ins Ledrotal. Zuerst folgten wir der leicht abwärts führenden Straße über 15 km bis hinunter auf so 340 m. Diese Einrollphase war neu, statt hoch, ging es zuerst bergab, wenn auch nur leicht. Diese Abfahrt war aber nur als Anlauf zum nun folgenden ca. 20 km langen Anstieg hinauf zum Passo Croce Domini in rund 2000 m Höhe.Goldene Mutter Gottes
In Breno verließen wir, gesegnet von einer riesigen, goldenen Marienstatue auf einem Hügel, die Straße und folgten einem auf der Karte eingezeichneten Radweg. Nach einem kurzen lockeren Anstieg baute sich die erste Rampe vor uns auf, alle kurbelten mehr oder weniger locker das kurze Stück hoch. Nach einem kürzeren, etwas Gans scheen schdeil!gemäßigterem Stück kam die nächste Rampe, noch etwas steiler und länger . Der Weg schraubte sich durch Felder und Obstplantagen nun richtig steil nach oben, bis er nach dem zivilisierten Gebiet wieder flacher verlief. Eine kurze Frühstücks- und Riegelpause war die Belohnung. Danach erreichten wir langsam bewaldPausetes Gebiet, der Weg war zwar auch hier meist asphaltiert, aber das mit der flacheren Steigung hatte sich schnell wieder gelegt, die Rampen wurden immer rampiger (bis 33% Steigung, laut diverser mitgeführter Messgeräte), so dass sich nun schieben und fahren locker abwechselten. Überall im Wald waren Hütten zu sehen, Jädsd geeds awwer enuff!welche die Einheimischen mit Trialmotorrädern und stark motorisierten Allradautos zu erreichen pflegten. Ein Gespräch mit einem einheimischen Autofahrer, der uns den noch folgenden Streckenverlauf beschrieb, löste bei M.W. aus dem Hessischen eine seiner schon bekannten Grummelaktion aus („Mir hädden auf der Straß bleiben sollen!“; „Wie weit/hoch/steil geht es noch?“), die von den übrigen jedoch nicht unterstützt wurde.(„Kä Ahnung!“; „Bis de Bersch all is!“)Endlisch widder faahre.
Der Weg verließ schließlich den Wald und wurde etwas flacher, endlich wieder fahren. Der Asphalt wechselte über zu Schotter, in steileren Stücken und in manchen Kurven war der Weg mit einem Polygonalpflaster aus großen Steinplatten gesichert. Da die Fugen jedoch so geschätzte 5 cm tief waren, machte fahren oder schieben keinen großen Geschwindigkeitsunterschied. Kurz vor der Passhöhe wurde das Geläuf endlich wieder flacher und gut fahrbar.
SpezialmenüUnser Busfahrer erwartet uns schon mit einem tollen Freiluftmenü, zusammengestellt aus diversen Salami- und Käsesorten, Trauben, Melonen, Weißbrot, Kuchen nebst im Bach gekühltem Wasser. Perfekt!Schmeckd gudd!
Frisch gestärkt ging es nun über eine feine Schotterpiste noch ein paar Meter hoch, anschließend noch ein Stück hinunter zum Pass. Die Bestätigung eines einheimischen Allradfahrers, dass der schmale Pfad durch die Hecken, der richtige Einstieg zur geplanten Bikeroute sei, löste erneut eine Grummelaktion aus, bei der es im Wesentlichen um einheimische Autofahrer ging, die in ihrem ganzen Leben noch nicht auf einem Fahrrad gesessen gehabt haben däähden, geschweige denn gefahren sein dääden. Der Weg war trotzdem Däär Wääh iss rischdisch!richtig , nach einer Weide mit interessierten Rindviechern ging es teilweise steil über Schotter und grobere verblockte Steine bergab. Dabei brach bei unserem Schraubermeister Th.K. eine Schraube der Sattelklemmung ab. Hier zeigte er erneut einen Beweis seines Könnens, mit Hilfe einer Aluschraube aus dem Flaschenhalter wurde alles wieder gerichtet. Trotz aller Skepsis hielt die Schraube den Rest der Etappe durch.
Wir erreichten schließlich wieder die Straße hinunter zum Idrosee auf so 450 m, die jedoch ab und zu noch einen Schlenker nach oben einbaute, was wieder einige Grummelaktionen zur Folge hatte, wobei als Standartantwort auf die Frage, wie weit es noch sei, sich die Formulierung „Biss mir dord sinn!“ durchsetzte. D.B. hielt die ganze Truppe mit einem lauten „Bladd!“ an, diesmal war es jedoch kein abbenes Ventil, sondern nur ein gemeiner Dorn. Von unserem Domizil der Agritur Al Marter im Ledrotal trennten uns noch 15 Asphaltkilometer und rund 300 Höhenmeter. Der Autor dieser Zeilen verließ zum ersten Mal auf dieser Tour seinen angestammten vorletzten Platz und folgte den drei Spitzenreitern. Das Feld zog sich weit auseinander. Unser Guide betreute D.B., der nun auch bergauf eine kleine Blockade im Kopf und nur noch wenig Körner in den Beinen hatte. Der Autor dieser Zeilen wollte seine Mitstreiter auf den hinteren Plätzen aber nicht weiter demoralisieren und wartet kurz vor dem Ziel auf die Nachfolgenden, da es ihm mittlerweile selbst etwas unheimlich geworden war, so allein auf weiter Flur als Verfolger der Spitzengruppe herum zu fahren. Schließlich tauchte unser Modedesigner ST.M. auf seinem Spezialisee mit leicht gummierten Beinen auf, vom Rest der Truppe war noch nichts zu sehen. Zu zweit wurden die letzen paar Höhenmeter zurückgelegt. D.B. hatte so etwa 4 km vor dem Ziel erneut Platt, diesmal aber nicht bei einem Reifen, sondern bei sich selbst. Der Shuttleservice brachte ihn zur Unterkunft, wo uns bereits unser ehemaliges Nordlicht U.R., das nun in Bayern arbeitet, erwartete.Agritur Al Mater. Super! Vor dem Zimmerbezug wurde noch kurz das Motivationsprogramm mit Kübeln gestartet, dabei zeigte uns der Neubayer alle Register seines schon fast vergessenen Programms, mit in der Landschaft verstreuten Zutaten, einem mit „Ja, einen nehmen wir noch!“ bestellten Kübel und sonstiger Feinheiten. Die Zimmer dieses Bauernhofes waren mit die Besten, was wir auf dieser Tour geboten bekamen.
Als Abendessen erwarteten uns nun, serviert von den Töchtern des Hauses, Spaghetti aglio olio, üppige Polenta mit Gulasch und ein leckerer Obstsalat, begleitet von diversen isotonischen und sogar gesunden Getränken, wobei einige Erinnerung an den Moarhof in Jenesien/Afing und seine Töchter, wo wir bei unserem ersten AlpenX im Jahre 2003 übernachteten, wach wurden.
Obligatorischer Weise gab es beim Schlafengehen ein eindrückliches Gewitter.
 

02.08.08  Ledrotal – Riva (46,2 km, 1355 m auf, 1995 m ab, 4:45 h)

LetzteetappenstartbildMorgens dann wieder die obligatorischen Rituale, sogar die Sonne hält sich dran und wärmt uns bei so 28° vor der Abfahrt schon einmal auf. U.R. richtet sein Zeugs, seinen Helm versucht er gleich einmal am Lenker zu befestigen, da es sowieso gleich hinauf zum Tremalzo gehen sollte. Er schafft es auch, indem er irgendwie die Helmschale in der Hand hält, der übrige Anteil des Helmes baumelte wie geplant am Vorbau. Da sich der Helm als widerspenstig erwiesen hatte, schaffte er es jedoch nicht, in vollständiger Radkleidung zum obligatorischen Letzteetappenabfahrtserinnerungsfoto zu erscheinen, aber dafür hatte er seine, nach eigener Einschätzung hochgebirgstaugliche Fleecewetterschutzjacke in seiner Satteltasche verstaut, die ein wahres Raumwunder sein muss. Alle anderen wunderten sich, wie man in der kleinsten Tasche von allen so ein Jackenteil unterbringen kann, zumal in den eigenen, viel größeren Modellen gerade mal Platz für einen Ersatzschlauch und ein Minitool und einige Kleinigkeiten war. „Nein, eine Jacke? Unmöglich, die muss in den Rucksack!“.
Der Geldbeutel, der auf dem Tisch vor dem Haus lag, gehörte selbstverständlich dem neubayrischen Nordlicht, weshalb auch auf die Frage, wem dieses Teil denn nun gehöre von allen anderen keine Reaktion kam(jeder dachte wahrscheinlich für sich: „Ei das iss im Uhwe seiner!“), von ihm übrigens zuerst auch nicht.Heidd hamir Zeid.
Die 13 km Fahrt über die Straße hinauf zum Tremalzo verlief eigentlich recht langweilig, Asphalt, ein paar Kurven, gleichmäßiger Anstieg. Das Beste war noch der Schatten im Wald, der für etwas gemäßigtere Temperaturen sorgte. Neubayer U. gab uns auch hier eine Probe seines Könnens. Kaum neigte sich der Straßenverlauf nach oben, gab er Gas und ward bis zur Passhöhe nicht mehr gesehen, wohl auch deshalb weil es auf dieser Straße keinen Abzweig gab, an dem er wartender Weise hätte vom Rad springen müssen. Es gab nur eine Richtung: Vorwärts! Die Übrigen ließen die letzte Etappe eher touristisch gemütlich angehen, sie sparten sich ihre Kräfte für die folgende Abfahrt auf. D.B. saß Rifugio Gardawieder auf dem Rad und kurbelte sich, trotz seiner schönen blauen Flecken vom zweiten Tag, gemütlich nach oben, fleißig unterstütztDoo hinne iss de Gardasee! von dem redseligen, Witze erzählenden Adelbiker, so wie dem nicht ganz so redseligen Zeilenautor, der normaler Weise auf solch einer Strecke mit einem Wort, nämlich „Joo!“, auskommt.
Oben am Refugio erhaschten wir zum ersten Mal einen Blick von einem Stückchen Gardasee, tiefblau lag er bei strahlendblauem Himmel tief unter uns.


Cola midd GulaschsubbDann noch eine kurze Pause mit Kaffee, Schorle und Cola, einzig unser adliger Begleiter sorgte sich um seinen Innendruck und orderte eine Gulaschsuppe.
Dann galt es das letzte Stück der diesjährigen Alpenüberquerung in Angriff zu nehmen. Die 180 Höhenmeter zum Tunnel durch den Tremalzogipfel (rund 1970 m) sind über die relativ flache Schotterpiste flott zurückgelegt. Erneut erhaschten wir einen BlickAlte Tremalzostraße auf den Gardasee, in einigen Köpfen machten sich schon Bilder mit großen, auf der Promenade in Riva stehenden Kübeln breit. Diese Bilder zauberten bei dem Einen oder Anderen ein verklärtes Lächeln ins Gesicht. Wir fuhren nun die Schotterstraße hinab, Bilder wurden gemacht, herauffahrende Biker wurden freundlich und respektvoll begrüßt, nochmals Bilder gemacht, Platz gemacht für herauf preschende Motorradfahrer, noch ein paar Bilder, der Gardasee wurde immer größer. Am Abzweig zum Scheenie SchdrooßPasso Nota schloss sich die Fotofraktion wieder mit der Speedfraktion zusammen. Weiter ging es immer am Berghang entlang Richtung Passo Rochetta. Wir bogen schließlich ab, auf den von Neuschraubermeister Th.K. sehnsüchtig erwarteten, etwa 1 km langen Singletrail. Er strahlte übers ganze Gesicht und verschwand bergab, gleich gefolgt von Altmotocrosser Stiwie, Oldie B.O. und Neubayer U.R. mit seinem aus Pannenschutzgründen auf eine Starrgabel umgebauten Bike. Denn wo nix ist kann auch nix kaputt gehen .  Die Anderen begannen die ganze Sache je nach Können und Freiheit im Kopf etwas gemächlicher. Obligatorischer Weise ist der Weg schmal, rechts geht’s steil bergab, er ist stellenweise gespickt mit dicken Brocken und Wurzeln, wie sich das für einen Gardaseesingletrail gehört.Foddoschdobb
Mehr oder weniger schnell, einige begleitet von hessischen Grummelaktionen, kamen alle dennoch unten an. Die Fußgänger trafen wieder die Schnellfahrer, gemeinsam folgten wir dem Weg nach Pregasina, welcher durch einige recht steile Beton- und Schotterpassagen bei der Felgenbremsfraktion wieder einige Zweifel an der Haltbarkeit von Fahrradschlauchventilen aufkommen ließ. Der eine oder andere Kontroll- und Fotostopp Kondrollschdobbwurde noch eingelegt, ehe wir uns zur wohlverdienten Mittagssrast in Pregasina einfanden. Zu Pasta gab´s Schorle und Cola.






BadetagNun folgte noch die Genussabfahrt über die alte Ponalestraße nach Riva, wir hatten´s alle wohlbehalten geschafft. Jetzt liefen die schon obligatorischen Rituale ab, wie mit voller Montur im See baden und vor den staunenden Touristen den Walfisch spielen. Danach kurz in der Sonne sitzen und Sachen trocknen, Handy ans Ohr halten, noch ein paar Fotos und dann ist es auch schon Zeit zu den Kübeln hinüber zu gehen. Die Bestellung erfolgte in perfektestem Gleisch simma widder drogge.Italienisch: „Fünfzehn, äh, cinquanto, äh, cinquesei grande Biere!“ wurden geordert. Weil das Ganze so wunderbar geklappt hatte, werden gleich noch einmal encora und noch einmal encora Biere bestellt. Zur Belohnung gab es dafür Pizzateig vom Haus.Encora
Nun wurde es aber auch schon Zeit sich fürs Abendessen im La Colombera zu richten. Schnell zum Hotel Villa Rina fahren, übrigens ganz in der Nähe des Hotels der beiden Damen aus dem Jahre 2005. Auch dieses Hotel war damengeführt. Der Adlige und sein Schlafgenosse erhielten dabei eine tolle Wohnung im gegenüberliegenden Apartmenthaus zugewiesen, wo man das Schlafgemach durch eine Tür verlassen und nach der Durchquerung von Wohnraum und Küche durch eine andere Tür wieder betreten konnte. Wäre mehr Zeit gewesen hätten sie wahrscheinlich Ringelpietz mit Anfassen ausprobiert, so hieß es aber sich ausgeh fein zu stylen.
Villa RinaLa ColomberaDas Duschen war schnell erledigt und zu Fuß ging´s die paar Meter zum Restaurant, wo wir auch in diesem Jahr gut und auch reichlich speisten, ohne dabei die Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes mit Hilfe einheimischer Produkte aus den Augen zu verlieren, obwohl dem Einen zeitweise die Augen zu fielen. Die Übrigen waren der Meinung, dass dies eindeutig auf zu schnelles bergab Fahren zurück zu führen sein müssen däähde, da diese dauernde konzentrierte Guggerei die Augen unheimlich anstrengen tun däähden und somit auch müüd machen müssen däähden. Das Beweisbild wird mit ausdrücklicher Genehmigung des Schnellbergabfahreres an dieser Stelle veröffentlicht.Schnellberschabfahrer
Die folgende Nacht war kurz, Frühstück gab´s schon gegen 6:30 Uhr, denn für M.M., Th.K., D.B., J .M. und M.W. hatte sich für 7:30 Uhr schon der Shuttleservice, der sie wieder zu ihren Autos nach Imst bringen sollte, angesagt.
Lossens eisch gudd schmegge!Der Rest startete nach einer gekonnten Bikeverstauaktion im etwas kurzen Bus eine Stunde später. Die Fahrt verlief problemlos, bei wenig Verkehr. In Pfronten gab´s noch eine kurze Mittagsrast.
Am Abend feierten wir in der heimischen Pizzeria, bei der ersten Pizza in dieser Woche, zusammen mit dem weiblichen Anhang die gelungene Tour. Dabei waren die Frauen an diesem Wochenende drei Mal unterwegs. Samstags auf 100 km-Radtour nach Bad Sobernheim, Sonntagsmittags einfach so und nun abends mit uns als Ausrede.

 

Fazit

  • Das Wetter war super
  • 10 und 12-Bettzimmer sind eine Erfahrung wert
  • Einige Unterkünfte bieten schon einen Übernachtwäscheservice
  • 14 Biker über die Alpen sind ziemlich viel
  • Viele Leute geben auch viele Pannen:
  • 5 abgerissene Ventile, bei Felgenbremsen und Doc Blue in den Reifen
  • 1 normaler Plattfuß durch einen Dorn
  • 1 abgefallenes Pedal
  • 2 geschmolzene Felgenbänder
  • 1 verbeulte Felge wegen Ventilabriss
  • 1 leichter Helmschaden wegen Ventilabriss
  • 1 Satz blaue Flecken wegen Ventilabriss

Als vorbeugende Maßnahmen bei der nächsten Alpenüberquerung werden in Erwägung gezogen:

  • Als Felgenband kommt Gewebeband zum Einsatz
  • Der Sitz der Ventile und die Felgentemperatur werden häufiger kontrolliert
  • Es muss ein neues Rad mit möglichst großen Scheiben her.